Anonymer Wohltäter verschickt 130.000 Euro in Briefen

8.2.2012, 16:16 Uhr

Seit November erhalten Vereine, Kirchengemeinden oder Privatpersonen, über deren Schicksal die „Braunschweiger Zeitung“ berichtete, Spenden von jeweils 10.000 Euro. „Wir werden mittlerweile täglich gefragt, ob wir wissen, wer dahinter steckt“, sagte der Leiter der Lokalredaktion der „Braunschweiger Zeitung“, Henning Noske, am Mittwoch.

 Einer, der bereits zweimal von den großzügigen Spenden profitieren durfte, ist der evangelisch-freikirchliche Pastor Viktor Sudermann. In der vergangenen Woche lag ein Briefumschlag mit 10.000 Euro Bargeld im Briefkasten der Kindertagesstätte der Stephanus-Gemeinde. Am vergangenen Dienstag fischte die Kita-Leiterin erneut einen Umschlag mit 10.000 Euro aus der Post - diesmal lag ein Zeitungsartikel über die Suppenküche der Gemeinde bei.

 „Wir waren alle völlig verblüfft“, erzählt Sudermann. Anonyme Geldspenden gebe es zwar ab und zu, aber die höchste Summe waren bisher 2.000 Euro. „Die meisten wollen eine Spendenquittung bekommen“, sagt er.

 In der evangelischen St.-Markus-Gemeinde fand der Pfarrer Hans-Jürgen Kopkow einen weißen Umschlag mit 10.000 Euro, versteckt hinter den Gesangbüchern. Auch die Braunschweiger Tafel gehört zu den Empfängern einer Spende. Das Prinzip ist jedes Mal gleich: In dem Blanko-Umschlag stecken zwanzig 500-Euro-Scheine.

 Die Herkunft des Geldes ist unbedenklich, wie die Polizei versichert. Das Geld sei echt, sagte Polizeisprecher Joachim Grande auf Anfrage. Für die Polizei gibt es daher keinen Anlass, zu ermitteln. „Es freut uns einfach, dass ein Mensch so etwas Gutes tut“, sagt Grande.

Spenden beschäftigen den Stadtrat

Auch die „Braunschweiger Zeitung“ forscht nicht nach dem unbekannten Spender oder der Spenderin. Noske vergleicht die „märchenhafte Geschichte“ in Braunschweig mit der Sage von den Kölner Heinzelmännchen: „Als man wusste, wer das war, hörten die guten Taten auf“, sagte er.

 So bleibt das Märchen ein Stadtgespräch, das Ende Februar sogar die Kommunalpolitik beschäftigt. Denn auch bei der Stadtverwaltung war im Dezember ein Briefumschlag mit 50.000 Euro eingegangen. Mit im Umschlag lagen Zeitungsartikel über ein Gymnasium, die städtische Bibliothek, einen Kinderhilfe-Verein, den Erhalt einiger Schaubilder im Naturhistorischen Museum und eine Kindertagesstätte.

Der Braunschweiger Rat muss ordnungsgemäß über die Zuteilung der Spenden entscheiden, wie Stadtsprecher Adrian Foitzik erklärte. „Braunschweig kann sich glücklich schätzen, dass die Arbeit der Einrichtungen dem Spender oder der Spenderin so am Herzen liegt“, betonte er.

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