Asylantrag abgelehnt: Afghane ist nicht schwul genug

15.8.2018, 17:25 Uhr

Dieser kuriose Fall beschäftigt ganz Österreich: Ein 18-jähriger Afghane hatte Asyl beantragt, weil er in seiner Heimat aufgrund seiner Homosexualität verfolgt wird, tatsächlich werden Schwule in Afghanistan verfolgt und von der Gesellschaft ausgeschlossen. Der Antrag des jungen Mannes wurde nun aber von der zuständigen Behörde abgelehnt, weil er sich nicht wie ein Homosexueller verhalte.

In dem Bescheid, den das Wiener Stadtmagazin Falter zitiert, reiht sich Vorurteil an Vorurteil. "Weder Ihr Gang, Ihr Gehabe oder Ihre Bekleidung haben auch nur annähernd darauf hingedeutet, dass Sie homosexuell sein könnten", erklärt der Asylbeamte der Regionalstelle Wiener Neustadt die Ablehnung. Der Afghane war 2016 als unbegleiteter Jugendlicher nach Österreich gekommen und lebte zunächst in einem SOS-Kinderdorf. Dort hat er laut Süddeutsche Zeitung zunächst angegeben, als Angehöriger der Hazara-Minderheit verfolgt zu werden - aus Angst, sich zu outen, so Unterstützer des 18-Jährigen.

Der zuständige Sachbearbeiter stellt in seinem Ablehnungsbescheid aber fest, dass der Mann gar nicht homosexuell sein könne - schließlich habe er sich im SOS-Kinderdorf einmal mit Mitbewohnern gestritten. "Ein Aggressionspotenzial, das bei einem Homosexuellen nicht zu erwarten wäre", meint der Beamte, der auch die Aussage des 18-Jährigen, auch heterosexuelle Männer geküsst zu haben, als Lüge entlarven möchte: "Hätten Sie das tatsächlich mit einem nicht homosexuellen Jungen gemacht, dann hätten Sie furchtbare Prügel bezogen."

Die Entscheidung ist in erster Instanz noch nicht rechtskräftig, der junge Afghane hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Wie genau die Behörden nachprüfen möchten, ob er tatsächlich homosexuell ist, ist unklar.

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