Chatdienst Telegram führt Moskau an der Nase herum

18.4.2018, 13:39 Uhr
Versuche der russischen Behörden, den Messenger Telegram abzuschalten, scheiterten bislang - durch die Versuche waren dafür einige andere Seiten versehentlich nicht mehr aufrufbar.

© Alexander Nemenov/AFP Photo Versuche der russischen Behörden, den Messenger Telegram abzuschalten, scheiterten bislang - durch die Versuche waren dafür einige andere Seiten versehentlich nicht mehr aufrufbar.

Moskauer Behörden versuchen, mit der Sperrung von Millionen IP-Adressen den Chatdienst Telegram in Russland lahmzulegen. Die Aufsichtsbehörde Roskomnadsor setze damit ein Gerichtsurteil gegen Telegram um, sagte deren Leiter Alexander Scharow am Mittwoch der Zeitung Iswestija in Moskau.

Allerdings liefert sich der Dienst, entwickelt von dem russischen Unternehmer Pawel Durow, seit Tagen ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Behörden. Telegram wechselt ständig auf die Server anderer Anbieter. Um das zu unterbinden, ließ Roskomnadsor bis Dienstagabend 16 Millionen IP-Adressen blockieren, von denen 13 Millionen den US-Großanbietern Google und Amazon gehören.

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Trotzdem ist Telegram in Russland weiter verfügbar. Die Sperren legten aus Versehen aber andere Chatdienste wie Viber sowie Internethändler und einen Kurierdienst zeitweise lahm.

Es fehle Durow an "Gesetzestreue und Verantwortlichkeit", sagte Scharow. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB vermutet, dass unter anderem Terroristen die verschlüsselte Kommunikation auf Telegram nutzen. Weil Durow sich weigert, die Verschlüsselung aufzuheben, hatte ein Moskauer Gericht vergangene Woche die Schließung verfügt.

Bedenken gegen Telegram gibt es allerdings auch in anderen Ländern. IT-Sicherheitsexperten kritisieren zudem, dass der hausgemachte Krypto-Algorithmus der Firma für Attacken anfällig sein könnte. Mit Telegram kann man wie bei WhatsApp oder dem Facebook Messenger chatten, Fotos und Videos austauschen oder telefonieren. Die App ermöglicht auch, bestimmte Kanäle zu abonnieren.

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