Drohnen-Alarm am Flughafen Gatwick: Verdächtige wieder frei

23.12.2018, 17:54 Uhr
Nach der Drohnensichtung am Flughafen Gatwick steht das verdächtigte Pärchen nicht mehr in Verdacht. Wer der Täter ist, bleibt weiterhin unklar.

© John Stillwell/PA Wire/dpa Nach der Drohnensichtung am Flughafen Gatwick steht das verdächtigte Pärchen nicht mehr in Verdacht. Wer der Täter ist, bleibt weiterhin unklar.

Im Fall der gezielten Drohnen-Störaktionen am Londoner Großflughafen Gatwick sind die beiden Festgenommenen wieder auf freiem Fuß. Sie stünden nicht mehr unter Verdacht, teilte die Polizei der Grafschaft Sussex am Sonntag mit. Der 47-jährige Mann und die 54-jährige Frau seien sehr kooperativ gewesen. Das Paar stammt aus Crawley, die Stadt liegt nur wenige Kilometer vom Airport entfernt.

Hoffnungen setzen die Ermittler nun auf den Fund einer zerstörten Drohne am Flughafen. Die Polizei wolle das Fluggerät sehr genau untersuchen, zitierte der Nachrichtensender Sky News Kriminalhauptkommissar Jason Tingley von der Polizei Sussex.

Einen kräftigen Seitenhieb gab es von den Ermittlern in Richtung vieler britischer Medien, die die Festgenommenen bereits mit Namen genannt und Fotos von ihnen veröffentlicht hatten. "Wenn Menschen für weitere Ermittlungen festgesetzt werden, bedeutet dies nicht, dass sie sich einer Straftat schuldig gemacht haben", teilte die Polizei mit. Der 47-jährige Mann aus Crawley war offenbar ins Visier der Ermittler geraten, weil Drohnen sein großes Hobby waren.

Keine Hinweise auf terroristischen Hintergrund

Damit bleiben die Zwischenfälle am Airport rätselhaft. Die Polizei rief die Bevölkerung nochmals eindringlich dazu auf, Hinweise zu den Störaktionen an die Polizei zu geben. Der Flughafen Gatwick stellte 50.000 Britische Pfund (knapp 56 000 Euro) als Belohnung für Informationen in Aussicht, die zur Ergreifung der Täter führen.

Wer könnte hinter den Störaktionen stecken - und was das Motiv sein? Von einem terroristischen Hintergrund gingen die Behörden bislang nicht aus. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass eine ausländische Regierung ihre Finger im Spiel habe, sagte ein Polizeisprecher noch am Freitag. Nicht ausschließen wollten die Ermittler, dass es sich bei den Tätern um radikale Umweltschützer handeln könnte.

Dutzende Drohnen-Störaktionen hatten seit Mittwoch den Airport weitgehend lahmgelegt. Am Wochenende konnte der Normalbetrieb zur Freude vieler Weihnachtsurlauber wieder aufgenommen werden. Am Samstag wurden mehr als 700 Flüge mit etwa 124.000 Passagieren abgefertigt. Wegen des dichten Flugplans und Andrangs konnten viele Maschinen aber nicht pünktlich starten und landen; einige Flüge fielen aus. So mancher Brite nahm das mit Humor: Das "Drohnen-Drama ist doch eine nette Ablenkung vom Brexit", scherzte ein Mann.

Präzise geplante Aktivität

Gatwick ist der siebtgrößte Flughafen Europas und der zweitgrößte in Großbritannien. Dutzende Drohnen-Störaktionen hatten seit Mittwoch den Airport weitgehend lahmgelegt: Als Vorsichtsmaßnahme waren etwa 1000 Flüge gestrichen oder umgeleitet worden. Betroffen davon waren einem Flughafensprecher zufolge 140.000 Passagiere. Etliche von ihnen strandeten in Gatwick und schliefen auf dem Boden und in Sesseln.

Airport-Geschäftsführer Stewart Wingate sprach von einer "präzise geplanten Aktivität, die darauf ausgelegt wurde, den Flughafen lahmzulegen und maximale Behinderungen in der Vorweihnachtszeit zu bringen". Für Luftfahrtbranche und Behörden sei dies ein Warnschuss. "Es kann nicht sein, dass Drohnen einen essenziellen Teil unserer nationalen Infrastruktur auf diese Art lahmlegen", erklärte Wingate. "Das ist offenkundig eine relativ neue Technik, und wir müssen gemeinsam über richtige Lösungen nachdenken, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passieren kann."

Auch in Deutschland sind Zwischenfälle mit Drohnen ein wiederkehrendes Problem. In den vergangenen Monaten haben sie sogar deutlich zugenommen: So wurden nach Angaben der Deutschen Flugsicherung bis einschließlich November 152 Fälle gemeldet, bei denen Verkehrsflieger durch Drohnen behindert wurden, die gefährlich nah an Flughäfen oder auf der Strecke auftauchten. Im bisherigen Rekordjahr 2017 waren es dagegen nur 88 gewesen.