Dschungelcamp 2017: Die Königsklasse des Trash-TV

13.1.2017, 23:59 Uhr
Alle Level des Trash-Fernsehens durchgespielt und musste sich am Ende doch von Kakerlaken befreien lassen: Kader Loth. Alle Infos zu 'Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!' im Special bei RTL.de

© RTL / Stefan Menne Alle Level des Trash-Fernsehens durchgespielt und musste sich am Ende doch von Kakerlaken befreien lassen: Kader Loth. Alle Infos zu 'Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!' im Special bei RTL.de

Verunsichert sitzt er da, der moderne Mensch, geängstigt von Terrorismus, Trump und der Lage der Welt insgesamt. In seinem Köpfchen konstatiert er: Es geht abwärts. Schön, denkt er sich, dass es doch Dinge gibt, auf die er sich verlassen kann. Wie das Dschungelcamp bei seinem RTL.

Bereits in der elften Staffel von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" tut sich erneut der Nimbus des Privatfernsehens auf, die Resteverwertung der Resteverwertung der Castingshows. Ein Wimmelbild wie von Hieronymus Bosch gemalt, mit gequälten Menschen, aus deren Körperöffnungen krabbelige Kleinstwesen blicken. Das alles rahmt die Moderation von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich. In der Postmoderne muss so die Hölle aussehen.

Die Rollen dieses Kleinods der Fernsehlandschaft stehen bereits im Vorfeld fest – wir immer. Da wären die ehemaligen Prominenten aus den Achtzigern, die ehemalige Prominenten aus den Neunzigern und die bald ehemaligen Prominenten von heute. Dazwischen: Thomas Häßler, lebendes Hanuta-Sammelbild und Fußball-Weltmeister von 1990. Aufgeteilt in zwei Teams müssen die Teilnehmer nun zwei Wochen im australischen Dschungel ausharren.

Da freut er sich, der moderne Mensch, schau einer an, die da auf dem Bildschirm, die sind ja wie er. "Ich möchte zeigen, so ein verkehrter Mensch bin ich nicht", flötet ihm Gina-Lisa Lohfink entgegen, während er sich das dritte Feierabendbierchen öffnet. Welcher Ort wäre dafür besser geeignet als das Dschungelcamp? Da nickt er innerlich eifrig, ja, wer Kakerlaken vor der Kamera isst, der ist authentisch und ein guter Mensch.

Nur dieses Mal gibt es noch gar keine Kakerlaken auf den Tellern. Stattdessen: Augen, Würmer und Kotzfrucht. Das übliche Programm eben  – siehe oben: Konstanz. In der ersten Prüfung gehen gleich die Wünsche der Zuschauer in Erfüllung. Gleich alle Teilnehmer müssen ran, mal mit Kakerlaken im Helm (!), mal mit Fischabfällen im Mund. Wer da gewinnt? Schlussendlich egal. (Das Team um Malle-Jens, Hanka und Kader Loth bekommt den Stern.)  

Deswegen braucht das Dschungelcamp Leute wie Sarah Joelle Jahnel und Kader Loth, die eigentlich alle Level solcher Formate bereits durchgespielt haben. "Ich glaube nicht, dass es einen Zickenkrieg geben wird – ich weiß es." Die prophetischen Fähigkeiten von Jahnel fungieren als sich selbsterfüllende Versprechen für den Zuschauer. Es benötigt Intrigen, Intrigen, Intrigen – und Intimität. Wozu halten die Kameras sonst bei den Duschen drauf? Drama und Sex, so läuft der Laden. Ist das Spannend? Eher nicht.

In den ersten drei Stunden der neuen Staffel des Dschungelcamps kann nichts überraschen. Dieses Mal sind die Konflikte und Erzählungen so augenscheinlich kalkuliert und choreografiert. Die Rollenverteilung, das Auftreten, die Ängste, all das gab es bereits. In den vorherigen Staffeln und in anderen Formaten. Macht natürlich nichts. Denn das erfüllt ja trotzdem irgendeine Funktion laut Medienwissenschaftlern. Und außerdem können sich Millionen von Zuschauern nicht irren, denkt der moderne Mensch noch, während er im Halbschlaf mitbekommt, dass Model Alexander "Honey" Keen und Florian Wess bei der nächsten Prüfung ranmüssen.

Um es mit Kader Loth zu sagen: "Das Dschungelcamp ist natürlich das (sic!) Champions League unter diesen Sendungen." Und das heißt nicht automatisch Spannung, sondern gerne mal stundenlanges Taktikgeplänkel. Aber auch das kennt der moderne Mensch ja nur zu gut.

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