Ein harter Abschied – Jauchs letzter Polittalk in der ARD

30.11.2015, 14:57 Uhr
Günther Jauch will sich künftig auf seine Zusammenarbeit mit RTL konzentrieren.

© Rainer Jensen (dpa) Günther Jauch will sich künftig auf seine Zusammenarbeit mit RTL konzentrieren.

Günther Jauch hat sich mit einem Dankeschön ans Publikum als ARD-Talker verabschiedet. Der 59-Jährige moderierte am Sonntagabend zum letzten Mal seine Gesprächsrunde im Ersten. "Herzlichen Dank, dass Sie uns diese viereinhalb Jahre so wunderbar die Treue gehalten haben", sagte er am Ende seiner letzten Sendung in Berlin. Jauch bat das Publikum, dieses Vertrauen auch seiner Nachfolgerin Anne Will entgegenzubringen - "die es wirklich verdient hat".

Will hatte bereits bis zum Frühjahr 2011 im Ersten eine Talkrunde am Sonntagabend. Jetzt bekommt sie den Sendeplatz zurück. Nach Einschätzung des Medienwissenschaftlers und ehemaligen Leiters des Grimme-Instituts, Bernd Gäbler, hat sie "beste Voraussetzungen". "Das ist ja ganz selten, dass jemand einen Sendeplatz weggenommen kriegt - und ihn dann wiederbekommt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

In der Zwischenzeit sei Will "souveräner" und "selbstbewusster" geworden, sagte Gäbler. Sie sei womöglich nicht ganz so populär wie Jauch und werde eventuell etwas niedrigere Quoten haben. In der Sache werde sie das aber gut machen. Dass sie den Wechsel des Sendeplatzes so mitgemacht habe, zeige zudem Loyalität, und werde von den Sendern goutiert. Will tritt die Nachfolge von Jauch am 17. Januar an.

Berufliche und private Gründe

Moderator Jauch hingegen konzentriert sich künftig auf seine Arbeit für den Privatsender RTL, wo er die Rateshow "Wer wird Millionär?" moderiert. Im Sommer hatte Jauch angekündigt, seinen Vertrag bei der ARD nicht verlängern zu wollen. Er nannte damals berufliche und private Gründe, führte das aber nicht näher aus. Auch in seiner letzten Gesprächsrunde äußerte er sich dazu nicht.

In seiner letzten Gesprächsrunde im Berliner Gasometer interviewte Jauch als einzigen Gast Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Die beiden sprachen eine Stunde lang etwa über die Flüchtlingskrise und Schäubles politisches Leben. Ein großer Publikumsmagnet wurde die Ausgabe nicht: 4,64 Millionen schalteten ab 21.45 Uhr ein. Das entspricht einem Marktanteil von 16,2 Prozent.

Die Quote bewegte sich damit im Mittelfeld. In der Vergangenheit hatte Jauch einige Male mehr als sechs Millionen Zuschauer geschafft, etwa mit einer Sendung zur Steueraffäre um Uli Hoeneß. Er war aber auch gelegentlich schon unter die Drei-Millionen-Marke gerutscht.

Lawinen-Vergleich

In der Sendung verteidigte Schäuble unter anderem seinen umstrittenen Vergleich der Flüchtlingszuwanderung mit einer Lawine. "Das mit der Lawine, das ist mir sehr ernst", sagte Schäuble. Man müsse nicht nur die objektiven Probleme benennen, sondern das Flüchtlingsproblem auch für Menschen verständlich machen.

Zugleich wies er Spekulationen zurück, er habe mit dem Bild vom "unvorsichtigen Skifahrer", der eine Lawine auslösen könne, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen ihrer Flüchtlingspolitik gemeint. Er habe der Kanzlerin gesagt, es tue ihm leid, sagte Schäuble. Auch habe er Merkel gegenüber betont: "Ich hab' bei Ihnen alle möglichen Vorstellungen, aber nicht die von einem Skifahrer."

Günther Jauch wird am 29. Dezember übrigens noch einmal ein Mini-Comeback im Ersten haben - als Kandidat bei Frank Plasbergs Jahresrückblick "2015 – Das Quiz".

 

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