Ein Kindergesicht zeigt den Horror des Syrienkriegs
18.8.2016, 11:06 UhrDieses Video bewegt: Ein syrischer Junge sitzt in einem Krankenwagen, sein Gesicht ist voller Dreck und Blut. Mit seiner linken Hand fasst er sich an seinen Kopf. Er blutet, aber der Junge weint nicht. Er starrt ins Leere, wirkt paralysiert. Dann schwenkt die Kamera um: Der nächste Junge wird in den Krankenwagen getragen. Eine Sanitäterin legt ihn auf eine Pritsche. Neben ihm sitzt ein Mädchen mit schwarzen Haaren. Von ihrer Haarfarbe und ihrem Kleid sieht man kaum etwas, alles ist staubig und grau.
Das Video hat die Aktivisten-Gruppe Aleppo Media Center (AMC) veröffentlicht. Aufgenommen wurde es laut AMC nach einem Luftangriff in Aleppo. Auf Twitter berichtete der Korrespondent der britischen Zeitung Telegraph, Raf Sanchez, als einer der ersten über den Vorfall. In dem sozialen Netzwerk schreibt er, dass es sich bei dem sitzenden Jungen um den fünfjährigen Omran Daqneesh handelt. Diese Information habe er von Ärzten.
His name is Omar Daqneesh and he is 5. Here he is after treatment by some extraordinarily brave doctors in #Aleppo. pic.twitter.com/7WT4oMqExK
— Raf Sanchez (@rafsanchez) 17. August 2016
Doctors are correcting that his name is Omran, not Omar. #Aleppo
— Raf Sanchez (@rafsanchez) 17. August 2016
Am Mittwochabend hatte es in einem von Rebellen besetzten Gebiet der syrischen Stadt Aleppo einen Luftangriff gegeben. Dabei wurde der Fünfjährige und die anderen Kinder, die in dem Video zu sehen sind, verletzt, schreibt Sanchez. Und weiter: "Das ist jeder Tag, jede Stunde in Aleppo."
Eine Gruppe von Ärzten aus Aleppo hat jetzt eine Petition gestartet. Darin bitten sie Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama um Hilfe.
Seit Dienstagmorgen haben sich dort über 100.000 Menschen eingetragen.
Initiiert hat die Petition Dr. Hamza Al Khatib. Er ist Leiter des Kinderkrankenhauses in Aleppo. Auf der Internetseite der Petition beschreibt er die Lage in der syrischen Stadt:
"Ich bin einer der allerletzten Ärzte, die sich noch um die 300.000 verbliebenen Menschen im östlichen Aleppo kümmern. (...) Was meinen Kollegen und mir die größten Kopfschmerzen bereitet, ist zu entscheiden, wer lebt und wer stirbt. Kleine Kinder kommen manchmal so schwer verletzt in die Notaufnahme, dass wir sie abweisen müssen, um denen zu helfen, die höhere Überlebenschancen haben. Oder wir müssen sie abweisen, weil wir einfach nicht die nötige Ausstattung haben, um ihnen zu helfen. Vor einer Woche starben vier neugeborene Babys, sie erstickten, weil eine Explosion die Sauerstoffzufuhr unterbrochen hatte. Sie starben, bevor sie überhaupt leben konnten."
Inzwischen sind mehr als 400.000 Menschen während des Syrienkriegs ums Leben gekommen.
Aleppo steht besonders im Fokus der Kämpfe. Zehntausende Menschen sind dort eingeschlossen und von der Wasserversorgung abgeschlossen.
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