Eisenhand im Samthandschuh

4.4.2014, 17:04 Uhr
Anne Hidalgo, neue Bürgermeisterin von Paris.

© Joel Saget/AFP Anne Hidalgo, neue Bürgermeisterin von Paris.

Der Wahlkampf war eine erbitterte Schlacht, und als sie ausgekämpft war, wirkte das Lächeln der Siegerin fast ungläubig. "Ich bin die erste weibliche Bürgermeisterin von Paris", verkündete Anne Hidalgo am Abend der Kommunalwahlen in ihrer zurückhaltenden Art, die ihr so oft den Vorwurf eingebracht hat, kein Charisma zu besitzen. "Mir ist die Herausforderung bewusst, die das bedeutet." Nachdem die Sozialistin ihre konservative Gegnerin, Nathalie-Kosciusko-Morizet, bei der zweiten Wahlrunde am Sonntag klar mit 53,3 Prozent der Stimmen überflügelt hat, werden die Stadträte von Paris sie nun offiziell zur neuen Rathaus-Chefin küren.

1959 in Andalusien geboren, kam Hidalgo noch als kleines Kind mit ihren Eltern, die vor der Armut und der Franco-Diktatur in Spanien flohen, nach Lyon. Im Alter von 14 Jahren erhielt sie die französische Staatsbürgerschaft. Vertrauten zufolge hat sie zwar durchaus ein "spanisches Temperament", doch in der Öffentlichkeit galt Hidalgo lange als diskret, sogar schüchtern.

Doch jetzt hat sie es all jenen gezeigt, die ihr eine krachende Niederlage gegen Kosciusko-Morizet prophezeit hatten, die glamouröse frühere Umweltministerin unter Nicolas Sarkozy. Und auch denen, die sie nur als ewige Zweite im Schatten des beliebten und väterlichen Bürgermeisters Bertrand Delanoë sahen, der nach zwei Amtszeiten den Weg freimachte für die Frau, die 13 Jahre lang seine Stellvertreterin war.

Warmherziges Auftreten

Delanoë gehörte auch zu denjenigen, die davor warnten, die 54-Jährige zu unterschätzen: Trotz ihres sanften, warmherzigen Auftretens könne sie sehr zäh und entschlossen sein. Hidalgo habe eine "Eisenhand im Samthandschuh", sagen Mitarbeiter. Eigenschaften, die sie brauchen wird für ihre neue Aufgabe an der Spitze von Paris, Frankreichs unumstrittenem wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zentrum.

In ihrer Amtszeit wird es darum gehen, die Attraktivität der Hauptstadt für Investoren und Besucher weiter zu fördern, Umweltstandards umzusetzen, aber auch für mehr bezahlbaren Wohnraum, soziale Durchmischung und eine verbesserte Anbindung der Vororte mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu sorgen.

Ruhiger Wahlkampf

Im Großen und Ganzen wird sie Delanoës Werk fortführen — ein Versprechen, mit dem sie im Wahlkampf durchaus trumpfen konnte. Es war eine ruhig und professionell geführte, wenn auch nicht mitreißende Kampagne. Fehlte es zunächst sogar an Unterstützung im eigenen Lager, in dem viele nicht so recht an sie glaubten, so hat die dreifache Mutter mit ihrem Sieg zur Ehrenrettung ihrer sozialistischen Partei beigetragen, die bei den Kommunalwahlen sonst landesweit bittere Verluste einstecken musste.

1994 war Hidalgo eingetreten, nachdem sie 1982 ihre berufliche Karriere als Arbeitsinspektorin begonnen hatte. In der Partei durchlief sie mehrere Posten, unter anderem als Nationalsekretärin für Berufsausbildung und Kultur, und biss sich in einem "Männer-Universum" durch, wie sie sagte.

Zuletzt war sie zuständig für eine Reihe großer städtebaulicher Projekte in Paris. Das Kulturministerium, das ihr François Hollande 2012 nach seiner Wahl zum Präsidenten anbot, schlug sie aus: Seit Jahren bereitete sie sich auf die "Schlacht um Paris" vor. "Paris wagt es", lautete ihr Wahlkampf-Slogan. Und dass nur gewinnt, wer es wagt, hat sie nun selbst erlebt.

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