Ex-Miss-Türkei droht Haft wegen Beleidigung Erdogans

25.2.2015, 17:27 Uhr
Der ehemaligen Miss Türkei Merve Büyüksarac (rechts) droht eine mehrjährige Haftstrafe wegen Beleidigung von Präsident Erdogan.

© dpa Der ehemaligen Miss Türkei Merve Büyüksarac (rechts) droht eine mehrjährige Haftstrafe wegen Beleidigung von Präsident Erdogan.

Nach einer Anzeige von Erdogans Anwalt vom November vergangenen Jahres habe die Justiz Ermittlungen gegen die frühere Miss Türkei Merve Büyüksarac aufgenommen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch.

Als Grund wurde die Verbreitung eines satirischen Gedichts im Internet genannt. Der Text mit dem Titel “Meistergedicht“, der Erdogan unter Verwendung von Zeilen der türkischen Nationalhymne kritisiert, stammt noch aus seiner Zeit als Ministerpräsident und handelt von Bestechung. Im Dezember 2013 war gegen Vertraute Erdogans wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt worden. Unter Verdacht geriet unter anderem auch sein Sohn Bilal Erdogan.

Büyüksarac verbreitete das Gedicht aus der Satirezeitschrift “Uykusuz“ vor Erdogans Wahl zum Staatschef im August vergangenen Jahres im Onlinedienst Instagram.

Nach eigenen Angaben löschte sie den Eintrag wieder, als Freunde sie davor gewarnt hätten, dass sie sich strafbar machen könne. Im Januar wurde die Miss Türkei des Jahres 2006 kurzzeitig festgenommen. Nun prüft die Justiz die Eröffnung eines Strafverfahrens. Es drohen viereinhalb Jahre Haft. Vor einem Gericht in Istanbul sagte Büyüksarac gerade, sie habe Erdogan nicht beleidigen wollen, sondern das Gedicht einfach lustig gefunden.

Die Staatsanwaltschaft ist jedoch der Ansicht, dass der Text nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt sei, die Grenzen der Satire überschreite und Erdogan beleidige. Die türkische Justiz geht seit einiger Zeit verstärkt gegen Kritiker Erdogans wegen angeblicher Präsidentenbeleidigung vor. Der 60-jährige islamisch-konservative Politiker wird in der Türkei ironisch “Großer Meister“ genannt.

Auf diese Bezeichnung greift auch das “Meistergedicht“ zurück. Von der juristischen Verfolgung sind auch immer wieder Journalisten betroffen. Am 6. März soll zudem ein Prozess gegen einen minderjährigen Schüler eröffnet werden.

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