Fettnapf-Berlusconi: "Lieber Frauenheld als schwul"

2.11.2010, 18:46 Uhr
Fettnapf-Berlusconi:

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Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi begegnet den Schlagzeilen über seinen großherzigen Einsatz für ein minderjähriges Partygirl auf seine Weise. Es sei besser, eine leidenschaftliche Schwäche für junge Frauen zu haben als für Homosexuelle, konterte er am Dienstag in Mailand auf jüngste Presseberichte über eine angebliche Beziehung zu dem marokkanischen Partygirl „Ruby“. Ein Sturm der Entrüstung war die Folge. „Berlusconi ist eine Schande für ganz Italien“, empörten sich Mitglieder der größten Oppositionspartei PD („Demokratische Partei“) - und forderten den Rücktritt des Cavaliere.

Die Schwulenorganisation Arcigay kritisierten Berlusconis Äußerungen als „unnötig und vulgär“ und verlangten eine sofortige Entschuldigung des 74-Jährigen. Auch aus den eigenen Reihen schlug dem Premier Kritik entgegen. „Der Ausspruch Berlusconis ist ein Witz gewesen, aber um unsere Arbeit nicht zunichtezumachen, wäre es besser, wenn sich alle mit Witzen zurückhalten würden“, erklärte die Gleichstellungsministerin Mara Carfagna aus Berlusconis PdL-Partei. Zuvor hatte der skandalumwitterte Regierungschef aufs Neue die Medien angegriffen: „Lest keine Zeitungen mehr, die beschwindeln euch nur“, lautete sein Rat an die Nation.

Verdacht der Prostitution

Mit seinem Auftritt zeigte Berlusconi nach Einschätzung von Beobachtern deutliche Nervosität angesichts der seit vergangener Woche ausgebreiteten Details seines Engagements für die damals 17- jährige „Ruby“. Mit einem Anruf soll Berlusconi die Marokkanerin höchstpersönlich vor dem Gefängnis bewahrt haben. Sie war wegen Diebstahls festgenommen worden. Angeblich habe er dabei auch behauptet, es handele sich um eine Nichte des ägyptischen Staatschefs Husni Mubarak. Das Mädchen ist am Montag 18 geworden und heißt Karima. „Ich bin ein Mensch mit gutem Herzen und immer bereit, jemandem in Not zu helfen“, hatte der Medienmogul am Freitag dazu gesagt.

Er soll zwar selbst keinen Sex mit der Frau gehabt haben, doch wird gegen Freunde von ihm im Zusammenhang mit dem Fall Ruby wegen Beihilfe zur Prostitution ermittelt. Sie sei wie andere junge Frauen zu Partys in Berlusconis Villa in Arcore eingeladen gewesen. Über den Fall Ruby hinaus sorgten am Dienstag Berichte über möglichen Drogenmissbrauch bei Partys in der sardischen Villa Certosa des „Cavaliere“ für Aufsehen. Über koksende Escortdamen in der Villa habe eine Zeugin vor einem Untersuchungsgericht berichtet.