Islamischer Staat bekennt sich zu Orlando-Massaker

13.6.2016, 12:05 Uhr
Islamischer Staat bekennt sich zu Orlando-Massaker

© dpa

Der Schütze von Orlando, der am frühen Sonntagmorgen in einem Nachtclub mindestens 50 Menschen in den Tod riss, soll einem Medienbericht zufolge kurz vor seiner Tat beim Polizeinotruf 911 angerufen und sich zum Islamischen Staat bekannt haben. Das berichtete MSNBC unter Berufung auf Justizkreise. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.

Zu dem Anschlag bekannt hat sich mittlerweile die Extremisten-Organisation Islamischer Staat. "Einer der Soldaten des Kalifats in den USA hat einen Angriff ausgeführt, bei dem ihm der Zugang zu einem Treffen der Kreuzzügler in einem Nachtklub für Homosexuelle in Orlando, Florida gelungen ist", hieß es am Montag in einer offiziellen IS-Stellungnahme im IS-Radiosender Albayan. US-Behörden hingegen sehen sie keine direkte Verbindung zwischen dem mutmaßlichen Todesschützen Omar Mateen und dem IS.

Es gebe bisher aber keine gesicherten Erkenntnisse darüber, ob die Tat von Orlando politisch oder religiös motiviert war oder es sich um ein Verbrechen aus Schwulenhass handelte. Bei dem Attentat starben 50 Menschen.

Der Schütze Omar M. ist US-Bürger und hat afghanische Wurzeln. Er wurde 1986 im Bundesstaat New York geboren und lebte in Port St. Lucie, 170 Kilometer südöstlich von Orlando. Laut Medienberichten soll er für einen privaten Sicherheitsdienst gearbeitet haben.

Notstand ausgerufen

Laut US-Präsident Barack Obama war das Massaker ein "Akt des Terrorismus und ein Akt des Hasses". Obama sagte am Sonntag im Weißen Haus, es sei das schlimmste Verbrechen eines einzelnen Schützen in der Geschichte der USA gewesen. Es mache einmal mehr klar, wie leicht man in den USA an verheerende Waffen komme.

Der sichtbar erschütterte Präsident sprach den Opfern und Hinterbliebenen sein tief empfundenes Beileid aus. Er ordnete an, die Flaggen auf dem Weißen Haus und auf allen öffentlichen Gebäuden auf halbmast zu setzen.

Ganz anders Trump: Er forderte auch die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton auf, aus dem Rennen um das Weiße Haus auszusteigen, weil sie die Wörter "radikaler Islam" nicht verwendet habe.

Der Bürgermeister von Orlando, Buddy Dyer, hat nach dem Massaker in einem Schwulenclub den Notstand in der Stadt ausgerufen. Er habe den Gouverneur von Florida gebeten, dies für den gesamten Staat zu tun, sagte Dyer am Sonntag vor Journalisten. Diese Ausnahmeregelung sollen die Ermittlungen erleichtern, an denen sowohl örtliche als auch Bundesbehörden beteiligt sind.

Das Motiv ist unklar

Der aus Afghanistan stammende Vater des mutmaßlichen Täters sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Er berichtete, sein Sohn sei einmal extrem ärgerlich geworden, als sich zwei Männer in der Öffentlichkeit geküsst hätten. "Sie tun das, und mein Sohn sieht zu", habe Omar M. gesagt.

Die Ex-Frau des mutmaßlichen Täters sagte der "Washington Post", ihr Mann sei eine instabile und gewalttätige Person gewesen. Es habe sie sehr oft geschlagen. Er sei nicht sehr religiös gewesen, sagte sie. Die beiden wurden 2011 geschieden.

Ein noch schlimmeres Blutbad in dem Club, wo sich zum Tatzeitpunkt nach Polizeiangaben mehr als 300 Menschen aufhielten, wurde wohl nur knapp vermieden. Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden. "Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden», sagte der örtliche Polizeichef John Mina. Der Täter sei "sehr gut organisiert und vorbereitet gewesen".

Kanzlerin Angela Merkel bezeichnete das Massaker als erschreckend. "Unser Herz ist schwer, dass der Hass und die Bösartigkeit eines einzelnen Menschen über 50 Leben gekostet hat", sagte Merkel am Montag am Rande der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Peking.

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