Istanbul: Was über den Täter und die Opfer bekannt ist

13.1.2016, 14:01 Uhr
Eine Frau legt nach dem Selbstmordattentat in Istanbul Blumen am Sultanahmed-Platz nieder.

© dpa Eine Frau legt nach dem Selbstmordattentat in Istanbul Blumen am Sultanahmed-Platz nieder.

Der Selbstmordattentäter von Istanbul stammt aus Saudi-Arabien. Er sei im Königreich geboren worden, habe das Land aber bereits 1996 im Alter von acht Jahren mit seiner Familie verlassen, zitierte die arabische Tageszeitung l-Hayat am Mittwoch einen Sprecher des saudischen Innenministeriums. Der 27 Jahre alte Nabil Fadli habe die syrische Staatsbürgerschaft gehabt.

Der 1988 geborene Attentäter hatte sich am Dienstagvormittag mitten in einer deutschen Reisegruppe in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee im historischen Zentrum Istanbuls in die Luft gesprengt.   Er soll erst am 5. Januar in der Türkei registriert worden sein. Insgesamt starben neben dem Angreifer zehn Menschen - offenbar alles Deutsche. Dazu erlitten 15 weitere Personen Verletzungen, zwei von ihnen kommen aus Unterfranken.

Die deutschen Opfer waren nach Angaben des Reiseveranstalters Lebenslust Touristik auf einer Drei-Länder-Erlebnisreise. Insgesamt zählte die Reisegruppe 33 Mitglieder, wie der Sprecher des Reiseunternehmens, Ingo Leßmann von der sk-medienconsult, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstagabend sagte.

Ein Teil dieser Reisenden habe an einem Gruppenbesuch der Wahrzeichen Istanbuls teilgenommen. Auf dieser Tour lag auch der Anschlagsort in der Nähe der Hagia Sophia und der Blauen Moschee. Andere Urlauber hätten ein individuelles Programm absolviert. Die Drei-Länder-Reise umfasse Istanbul, Dubai und Abu Dhabi. In der türkischen Metropole seien die Urlauber am Montag angekommen. Die Weiterreise nach Dubai sei für den Mittwoch geplant gewesen.

Merkel: "Mörderischer Akt"

Weltweit reagierten Politiker mit Trauer und Entsetzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den Anschlag als "mörderischen Akt": "Die Terroristen sind Feinde aller freien Menschen, ja, sie sind Feinde aller Menschlichkeit", sagte sie am Dienstagabend in Berlin. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von "Stunden der Trauer, der Wut und des Entsetzens". UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, es handele sich um ein "verachtenswertes Verbrechen".

Die USA betonten, sie stünden weiter fest an der Seite der Türkei. "Dieser abscheuliche Angriff in Istanbuls historischem Herzen hat Türken und ausländische Touristen gleichermaßen getroffen", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates Ned Price in Washington. Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem "abscheulichen Terroranschlag". Auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, Saudi-Arabien und Ägypten verurteilten die Tat. Nach dem Terroranschlag reiste Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch in die Türkei.

Auf einer Pressekonferenz verkündete er, dass ein möglicher Drahtzieher gefasst sei.

Geheimdienst warnte vor Anschlägen auf Touristen

Vor dem Selbstmordattentat in Istanbul hat der türkische Geheimdienst mit einem Medienbericht zufolge vor Terrorangriffen unter anderem auf Touristen im Land gewarnt. Die Zeitung Hürriyet berichtete, die Hinweise vom 17. Dezember und 4. Januar seien an Sicherheitsbehörden im ganzen Land gegangen. In den Warnungen habe es geheißen, Selbstmordattentäter der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) seien ins Land eingedrungen. Sie könnten nach Istanbul oder Ankara weitergereist sein oder auch über die Türkei in andere europäische Länder ziehen.

In der Warnung heiße es auch, der IS plane Selbstmordanschläge "auf in der Türkei lebende Nichtmuslime, Ausländer, Tourismusregionen, von ausländischen Besuchern stark frequentierte Orte oder auf Botschaften und Konsulate der entsprechenden Länder und auf NATO-Einrichtungen im Land".

Deutsche Schlagzeilen in türkischen Zeitungen

Nach dem Terroranschlag von Istanbul sind zwei türkische Zeitungen mit deutschen Schlagzeilen erschienen. "Im Herzen bei Euch" stand am Mittwoch auf der Titelseite der Zeitung Habertürk. Die Zeitung Meydan erschien mit einer ebenfalls auf deutsch gehaltenen Schlagzeile. Dort stand in weißen Versalien auf schwarzem Grund: "Wir trauern".