Jugendliche Merkel und ein böser Putin

7.4.2014, 13:21 Uhr
Jugendliche Merkel und ein böser Putin

© dpa

Auch Ex-Präsidenten sind noch lernfähig: „Male niemals deine Frau!“, sagte George W.Bush einst in einem Interview; dies hat er offenbar im Laufe der Jahre gelernt. Und weil sich der Künstler an Ehefrau Laura und auch an seine Mutter Barbara wegen deren Kritikfreude deshalb nicht herantraute, nahm sich der Ruheständler eben einfach „Mutti“ Angela Merkel und zwei Dutzend weitere Staats- und Regierungschefs vor.

Jugendliche Merkel und ein böser Putin

Seit dem Wochenende ist die Bundeskanzlerin in Öl deshalb auch in Dallas (Texas) erstmals für die US-Öffentlichkeit zu sehen — und kommt dabei denkbar gut weg: Sie wirkt mit frecher Stirnsträhne einige Jahre jünger, weil Bush darauf verzichtete, die so markanten Hängebacken und Augenringe der deutschen Regierungschefin zu betonen. Malerei fülle nicht nur Räume, sondern öffne auch seinen Geist, betonte Bush anlässlich der Ausstellungseröffnung in der Präsidenten-Bibliothek.

Inwieweit das seine künstlerische Interpretation beeinflusst hat, bleibt aber unklar — auch bei Wladimir Putin, über den Bush im Juni 2001 nach einem Treffen noch sagte: „Ich habe dem Mann in die Augen gesehen. Ich halte ihn für aufrichtig und vertrauenswürdig. Ich war in der Lage, ein Gefühl für seine Seele zu bekommen.“

Kritik an Hund Barney

Das Ergebnis dieser Psycho-Analyse brachte Bush, der in seinem Körper, wie er gerne scherzt, einen „Rembrandt gefangen“ sieht, aber nicht auf die Leinwand: Der Kreml-Chef wirkt hart, kantig und wenig sympathisch. Was vermutlich auch ein Resultat der Tatsache ist, dass er einst gegenüber dem damaligen Präsidenten damit prahlte, sein eigener Hund sei „stärker, schneller und größer“ als Barney, Bushs mittlerweile verstorbener Terrier. Eine Prahlerei, die ihm Bush nie verziehen haben soll. Das Stadium, wo „W“ — wie er seine Werke signiert (steht für Bushs zweiten Vornamen Walker) — vor allem Hunde, Katzen und Landschaften künstlerisch umsetzte, hat dieser mittlerweile verlassen.

Auch findet sich in der Präsidenten-Bibliothek keines der Frühwerke, die den 67-Jährigen auch schon einmal — als „Selfie“ — im Bad oder unter der Dusche zeigten und bei manchen selbst freundlich gesinnten Betrachtern Schüttelfrost hervorriefen, nachdem sie nach einem Hack-Angriff auf Bushs Familien-E-Mail ins Internet gerieten.

Diese Ära ist aber abgeschlossen, wie die Porträts von Tony Blair, Nicolas Sarkozy, Hamid Karsai oder auch des Dalai Lama beweisen. Auch sein 89-jähriger Vater George findet sich in der Galerie natürlich wieder. Ein Selbstporträt des Künstlers gibt es zwar in der Ausstellung auch noch, doch dieses zeigt lediglich das obere Viertel seines Körpers, diesmal aber bekleidet.

Der Ex-Präsident, der jeden Tag drei bis vier Stunden in seinem Atelier verbringt und zu Beginn dieses Hobbys Unterricht bei einem Mal-Profi genommen hat, ist sich sicher, dass seine Werke den Charakter der Porträtierten widerspiegeln.

Trockner Humor bewahrt

„Ich habe gelernt, was sie mögen und was sie nicht mögen — bis zu dem Punkt, wo ich mir zutraute, sie zu malen“, sagt Bush in einem Video, das in der Bibliothek die Besucher begrüßt.

Und seinen trockenen Humor hat der Texaner, wie der Kurzfilm beweist, offenbar immer noch nicht verloren. „Die Signatur“, sagt er, „ist sicher bei dem Gemälde das meiste wert.“

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