Mülltonnen-Digitalisierung

Kontrolle durch smarte Mülltonne in Franken? Wie ein versteckter Chip unseren Abfall überwacht

Simon Kirsch

Volontär

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28.11.2023, 05:54 Uhr
Der Mülltonnenchip ist ein unauffälliger Datenübermittler. Lesegeräte und Bordcomputer in den Müllwagen nehmen die Informationen auf. (Symbolbild)

© Michael Weber/Imago//Becker&Bredel/Imago Der Mülltonnenchip ist ein unauffälliger Datenübermittler. Lesegeräte und Bordcomputer in den Müllwagen nehmen die Informationen auf. (Symbolbild)

Klein, rund und ein wenig versteckt: In Millionen von deutschen Mülltonnen ist ein Tracking-Chip verbaut. Der meist schwarze ummantelte Transponder sieht ungewöhnlich aus. Er klemmt unauffällig am Abfallbehälter, aber dient nicht nur zur reinen Müllkontrolle. Fränkische Kommunen klären auf.

Die Digitalisierung endet nicht bei den deutschen Mülltonnen. Das "Behälteridentifikationssystem", oder auch "Identsystem" genannt, soll unter anderem für eine korrekte Abrechnung der Müllgebühren sorgen. Der befestigte digitale Chip enthält eine Nummer, die dem Grundstück zugeordnet wird. Jede Tonne ist somit eindeutig identifizierbar.

Einige fränkische Kommunen nutzen bereits die smarte Mülltonne. In Oberfranken "chippte" die Stadt Bamberg seine fast 50.000 schwarze, braune und blaue Tonnen im März und Mai dieses Jahres. "Bei der Mülltonnenleerung wird anhand des Chips geprüft, ob die Abfalltonne ordnungsgemäß angemeldet ist", heißt es in einem Bürgerschreiben der Stadt Bamberg.

Vorteile der Datenkrake Müllwagen

Alle Müllwagen sind mit einem Lesegerät ausgerüstet, um die Daten auszulesen. Chipnummer, Häufigkeit, Tag und Uhrzeit der letzten Mülltonnenleerung werden auf dem Bordcomputer erfasst und anschließend bei der zuständigen Behörde gespeichert. Für die Kommunen ergeben sich dadurch einige Vorteile. Rückfragen zu Probleme bei der Müllabholung können genauer beantwortet, Touren besser geplant und die Anzahl der Mülltonnen exakter erfasst werden.

"Dieses Identsystem erleichtert die Verwaltung der Behälter und die Abrechnung mit dem Entsorger", beschreibt es der Landkreis Fürth auf seiner Internetseite. Außerdem habe die Anzahl der Leerungen oder das Gewicht der Tonne keinen Einfluss auf die Gebühr.

Tracking-Chip wie bei Hunden, "Verheiratung" und Scheidung

Das Landratsamt Kitzingen zeigt Transparenz. "Die Leerungszahlen, die Auskunft über die tatsächlich in Anspruch genommenen Abfuhren geben, werden auf dem Gebührenbescheid ausgewiesen", gibt das Landratsamt Kitzingen auf ihrer Internetseite bekannt und zieht einen passenden Vergleich. Der Tracking-Chip arbeite wie bei Hunden.

Zusätzlich klärt die unterfränkische Kommune über weitere kuriose Bezeichnung bezüglich des Identsystems auf: Die "Verheiratung" erfolgt, wenn die Behälternummer neue bestellter Abfallbehälter mit der Transpondernummer elektronisch verknüpft wird. "Wird ein Abfallbehälter abgemeldet, kommt es zur Scheidung."

Nachteil für anonyme und illegale Müllentsorger

Jeder Haushalt hat seine angemeldeten Behälter. Diese exakte Registrierung der Mülltonnen bringt Nachteile für anonyme und illegale Müllentsorger mit sich. Frühere Versuche, mehrere Tonnen entleeren zu lassen, wobei nur eine davon angemeldete war, werden somit schwerer.

"Diese Daten sind wichtig, um möglichst ressourcenschonende Touren zu planen und den Behälterbestand besser zu verwalten", beschreibt es die Stadt Bamberg. Müllüberwachung für Umweltschutz. Gechippte Mülltonnen sollen dazu ihren Beitrag leisten.

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