"Kümmert wäre beim ESC nicht mehr der kleine Sänger"

6.3.2015, 22:30 Uhr
War der Druck zu groß? Andreas Kümmert hat den Sieg beim ESC-Vorentscheid nicht angenommen.

© Peter Steffen War der Druck zu groß? Andreas Kümmert hat den Sieg beim ESC-Vorentscheid nicht angenommen.

Das Team um Andreas Kümmert hat den ESC-Rückzug des Sängers mit zu viel öffentlichem Wirbel begründet. „Die Lampe ist zu groß, die da angeht“, sagte Siggi Schuller von der Plattenfirma Universal. „Er hat alles gegeben und irgendwann festgestellt, dass er es einfach nicht packt.“

Oliver Vogelhuber vom Nürnberger Institut für Positive Psychologie hat daran Zweifel. "Er hat es durchgezogen bis zum Sieg. Das stimmt mich nachdenklich." Immerhin sei die größte Drucksituation bereits überstanden gewesen. "Und schließlich ist es nicht seine erste Castingshow." Zuvor hatte der 28-Jährige schon bei "The Voice of Germany" im Rampenlicht gestanden.

Der ESC allerdings sei noch einmal eine andere Nummer, glaubt Gerda B. Gradl, Psychotherapeutin und Diplompsychologin aus Erlangen. "Der Erwartungsdruck hat sich immer weiter gesteigert." In Wien wäre Kümmert für Deutschland angetreten. "Er wäre dann nicht mehr der kleine Sänger, der das nur für sich persönlich macht, sondern würde ein ganzes Land vertreten." Gradl hat die Show im Fernsehen verfolgt. "Bevor der Sieger verkündet wurde, haben ihm die Knie gezittert, das hat man da schon gemerkt."

Doch wie kann es sein, dass jemand, der gerne auf der Bühne steht und bereits bei "The Voice of Germany" im Fernsehen zu sehen war, dem Druck plötzlich nicht mehr standhalten kann? "Jeder Mensch hat verschiedene Bedürfnisse, die situationsabhängig unterschiedlich stark und auch widersprüchlich sein können", sagt Holger Simonszent, Diplompsychologe aus München. "Gegen den Zuschauerdruck und den medialen Druck einem Bedürfnis nachzugeben, erfordert sehr viel Kraft." Das solle man würdigen und akzeptieren. "Was nützt es, wenn Andreas Kümmert sich zum ESC anmeldet und dann einen Tag vorher absagt?"

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