#MenAreTrash: Wenn Männer zu Abfall erklärt werden

Christian Urban

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16.8.2018, 19:29 Uhr
#MenAreTrash lautete der Hashtag, der auf Twitter am Mittwoch am häufigsten verwendet wurde. Übersetzt: Männer sind Abfall. (Symbolbild)

© Jonas Kvist Jensen - colourbox.com #MenAreTrash lautete der Hashtag, der auf Twitter am Mittwoch am häufigsten verwendet wurde. Übersetzt: Männer sind Abfall. (Symbolbild)

Es scheint fast so, als würde die Welt des Jahres 2018 langsam aber endgültig ihren Verstand verlieren. An der Spitze der USA steht ein Rassist, Sexist und notorischer Lügner mit der geistigen Reife und Frustrationstoleranz eines Fünfjährigen, in dessen Kielwasser Populisten auf dem gesamten Planeten den gesellschaftlichen Diskurs weiter und weiter nach rechts verschieben.

Menschenverachtung (die mal mehr, mal weniger subtil daherkommt), Hass und Hetze sind salonfähig geworden - und plötzlich kann man Dinge sagen oder schreiben, die noch vor Jahren undenkbar gewesen wären. Nicht aus politischer Korrektheit heraus, sondern weil es einfach der Anstand (bitte gegebenenfalls googeln, falls die Bedeutung dieses Wortes nicht bekannt ist) verboten hätte. Die Spaltung der Gesellschaft vertieft sich. Und nicht selten wird diese Spaltung durch die sozialen Netzwerke befeuert.

All Cops Are Bastards. Priester sind Pädophile. Flüchtlinge sind kriminell. Muslime sind Terroristen. Es sind die undifferenzierten Pauschalaussagen, die sich dort besonders gut und schnell verbreiten. Der Mensch mag es nun mal gerne einfach - und was ist einfacher als ein schwarz-weißes Weltbild? Seit Mittwoch gibt es nun auf Twitter - dem Inkubator sämtlicher Shitstorms der Hashtag-Gesellschaft - eine weitere dieser Aussagen: #MenAreTrash. Übersetzt: Männer sind Abfall.

Ausgelöst hatte den Trend die "Feministin" Sibel Schick. Und ja, die Anführungszeichen sind Absicht, denn Männerhass hat nicht das geringste mit dem zu tun, was Feminismus eigentlich ist (oder sein sollte), nämlich dem Kampf für die Gleichbehandlung und -stellung der Frau in allen Bereichen der Gesellschaft. Auch wenn für zahlreiche Feministinnen das eine nicht ohne das andere zu existieren scheint.

"Es ist ein strukturelles Problem, dass Männer Arschlöcher sind", twitterte Schick am 30. Juli. Nachdem der Tweet zwei Wochen durch das Netz gewabert war und unter anderem auch Jutta Ditfurth dazu Stellung bezogen und Schick heftig widersprochen hatte , trendete am Mittwoch plötzlich der Hashtag #MenAreTrash auf Twitter, womit das Thema bei der breiten Masse der Nutzer angekommen war. Frauen berichteten über Ungleichbehandlung oder negative Erfahrungen mit Männern, andere wiederum nahmen die Männerwelt in Schutz. Manche Männer relativierten den Hashtag, andere fühlten sich angegriffen, wehrten sich und bekamen nicht selten etwas zu hören wie: "Man zieht sich immer den Schuh an, der einem passt". Übersetzt: "Wenn Du Dich angegriffen fühlst, dann wird das schon seinen Grund haben".

Nein, man muss nicht selbst Abfall sein, um diese Aussage zu kritisieren. Man kann sie auch einfach so - mit Verlaub - für menschenverachtenden, undifferenzierten Bullshit halten.

Nichts rechtfertigt eine solche Aussage

Ja, es gibt Polizisten, denen man möglicherweise das Attribut "Bastard" zuschreiben könnte - der absolute Großteil aber übt einen ehrenwerten Beruf auf ehrenwerte Weise aus und versucht, teilweise unter Einsatz des eigenen Lebens, in einer immer weiter verrohenden Gesellschaft die Ordnung aufrecht zu erhalten. Ja, es gibt pädophile Priester - die meisten aber sind es nicht. Ja, es gibt kriminelle Flüchtlinge - aber auch hier gilt: Die meisten sind es nicht. Ja, manche Muslime werden zu Terroristen. Aber eben nur manche.

Ja, die meisten Gewalttaten und -verbrechen werden von Männern verübt, ganz besonders im häuslichen Bereich. Und ja, in der Gesellschaft herrscht nach wie vor eine teilweise eklatante Ungleichbehandlung von Frauen vor. Aber nichts davon rechtfertigt eine solche Pauschalaussage - besonders in einer Zeit wie dieser, in der das Miteinander in vielen Lebensbereichen vom Gegeneinander abgelöst worden ist.

Und nicht zu vergessen: Auch dem Kampf für die Frauenrechte an sich ist mit solchen Aussagen nicht im geringsten geholfen. Denn verbale Gewalt - und nichts anderes ist die Aussage "Männer sind Abfall" - erzeugt kein Verständnis und kein Umdenken, sondern verbale Gegengewalt, mindestens aber Ablehnung. Und ein weiterer tiefer Riss ist wirklich das absolut Letzte, was diese Gesellschaft noch braucht.

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