Nicht echt: Vorsicht vor dieser Anonymous-Facebookseite

20.11.2015, 21:58 Uhr
Nicht echt: Vorsicht vor dieser Anonymous-Facebookseite

© Screenshot/Facebook

Es geht um die "nicht mehr zurechnungsfähige amerikanischen Kanzlerin in Berlin", den "Zensurhammer", die "Pädopartei Die Grünen" oder die "verbrecherische Berliner Regierungsclique". Auf der Facebookseite von Anonymous.Kollektiv geht es verschwörerisch zu. Hunderttausende haben sie in den Tagen nach den Pariser Anschlägen mit "Gefällt mir" markiert, sich so mit dem Hacker-Kollektiv solidarisiert. Anonymous erklärte erst kürzlich dem Islamischen Staat den digitalen Krieg mit den Worten: "Make no mistake".

Doch die Seite scheint eine Fälschung zu sein. Eine, auf die wohl allein in den letzten Tagen Tausende reinfielen.

Natürlich ist es schwer, bei einem Hacker-Kollektiv, das sich auf Anonymität und Unberechenbarkeit stützt, von einer Fälschung zu sprechen. Da sich einige der Aktionen von Anonymous an der Grenze zur Legalität abspielen, dürften die Hacker kaum derart in die Öffentlichkeit drängen. Das, was die Seite verbreitet, geht außerdem nicht mit den Werten liberaler Freiheitskämpfer konform. Dort wird die Bundesregierung verunglimpft, Pegida glorifizert und gegen Flüchtlinge mobilisiert. Zuletzt berichtete das Hamburger Abendblatt über die dubiosen Posts der Seite, auch der Journalist Andreas Rickmann spricht in seinem Blog von "Verschwörungstheoretikern".

Auch Netzaktivisten reagieren mit Verachtung

Besonders ein Beitrag verschaffte dem Anonymous.Kollektiv in den vergangenen Monaten Aufmerksamkeit. "Die ganze Welt erkennt die Wahrheit, nur das Deutsche Volk läuft lachend in die Kreissäge!", heißt es dort - es geht um einen vermeintlichen Massenansturm durch Flüchtlinge und eine "erzwungene Psychotherapie" von Angela Merkel. Auch ein Post zu 4000, vermeintlich als Asylbewerber getarnten IS-Kämpfern, fand besonders viele Sympathisanten. Gerüchte und Verschwörungstheorien stehen hoch im Kurs. Überraschend wenig erfährt man dort allerdings zu den Hacking-Aktivitäten von Anonymous. 

Gerne beruft sich Anonymous.Kollektiv dabei auch auf das Compact Magazin. Eine Zeitschrift, die als rechtspopulistisch gilt. Auch auf die Meldung, dass Anonymous dem Islamischen Staat (IS) den digitalen Krieg erklärt, reagiert die Facebookseite. Gleich zweimal wurden dort Meldungen zur #OpISIS, wie die koordinierte Aktion des Hackerkollektivs auch genannt wird, geteilt. Zweimal steckten dahinter allerdings Links auf den vom russischen Staat finanzierten Auslandssender Russia Today.

Auch unter Netzaktivisten wird Anonymous.Kollektiv verachtet. Spiegel Online berichtete bereits 2014 über die zwielichtigen Aktionen von Anonymous.Kollektiv. Als wesentlich näher an den Thesen der Gruppierung gilt die Facebook-Seite "Anonymous News Germany (AnonNewsDE)". Seit Jahren wehren sich die Betreiber gegen den bösen Zwilling, nun reagierten sie erneut via Twitter:

 

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