Nintendo bleibt sich mit verspielter Switch selbst treu

13.1.2017, 17:18 Uhr
Nintendo bleibt sich mit verspielter Switch selbst treu

© Koji Sasahara/AP/dpa

"Klick!", macht es häufig bei der neuen Switch von Nintendo. So werden die kleinen Steuer-Sticks an das Touchscreen-Tablet angesteckt - fertig ist die Mobil-Konsole für unterwegs. Zuhause zieht man die Controller wieder ab, steckt das Tablet in eine Docking-Station - und die Switch wird zur Fernseher-Konsole mit Full-HD-Bildern. Dieser modulare Aufbau soll nach der Vision von Nintendo alle möglichen Nutzungs-Szenarien abdecken. Bleibt die große Frage, wie viele Spieler in der Ära von Smartphone-Games und technisch hochgerüsteter Konkurrenz-Konsolen bereit sein werden, sich auf ein neues Nintendo-Gerät einzulassen.

Schließlich kostet die Switch ungefähr so viel, wie die jüngsten Kompakt-Versionen von Sonys Playstation 4 und Microsofts Xbox One. Die Switch konnte in Deutschland für 329 Euro vorbestellt werden, in den USA wird sie rund 300 Dollar kosten. Interesse ist auf jeden Fall da: Bei Amazon.de hieß es am Freitag schon nach kurzer Zeit, das zum Erscheinungstag 3. März lieferbare Kontingent sei vergriffen. Wie viele Geräte dabei vorbestellt wurden, blieb dabei offen.

Wii verkaufte sich mehr als 100 Millionen Mal

Nintendo will unbedingt an den Erfolg der Wii anzuknüpfen, die 2006 mit ihrer damals neuartigen Bewegungssteuerung zum Hit wurde. Es waren lockere Party-taugliche Games wie Tennis oder Bowling mit Controller in der Hand, eine breite Masse von Gelegenheits-Spielern anlockten. Die Wii war mit ihren 250 Euro bzw. Dollar zudem deutlich günstiger als die hochgerüsteten Konsolen der Konkurrenz. Im Ergebnis verkaufte sie sich mehr als 100 Millionen Mal und hängte die Rivalen ab. Auch bei der Präsentation der Switch am Freitag rückte Nintendo lockere Spiele in den Vordergrund, etwa "Arms", bei denen man mit ausfahrbaren Teleskop-Armen boxen kann.

Doch die Zeiten haben sich seit der Wii-Revolution geändert. Für Gelegenheits-Spieler gibt es jetzt eine gewaltige Auswahl von Smartphone-Games, die erstmal gar nichts oder nur wenige Euro kosten und erst für zusätzliche Inhalte oder virtuelle Artikel Geld verlangen. Zudem demonstrierte auch Apple gern, wie gut auch anspruchsvolle Spiele auf seinem iPad laufen. Und für einfache Spaß-Games sind auch die TV-Boxen von Apple und Amazon gerüstet. Die Zielgruppe, die die Wii einst weitgehend für sich beanspruchte, ist also schon hart umkämpft.

Neue Version von Zelda erwartet

Nintendo bekam das schon mit der weitgehenden Erfolglosigkeit seiner aktuellen Wii U zu spüren, von der seit dem Start vor gut vier Jahren gerade einmal etwas mehr als 13 Millionen Geräte verkauft wurden. Zum Vergleich: Sonys Playstation 4 knackte diese Marke schon im ersten Jahr und liegt jetzt schon bei mehr als 40 Millionen abgesetzten Konsolen. Und getreu dem Geschäftsmodell der Branche ist das eine wichtige Basis, um mit dem Verkauf von Spielen Geld zu verdienen. Die Switch werde sich als attraktive Alternative zu Tablets behaupten müssen, betonte Marktexperte Piers Harding-Rolls vom Analysehaus IHS.

Nintendo gibt sich auf jeden Fall Mühe, nicht die Fehler vom Start der letztlich erfolglosen aktuellen Konsole Wii U zu wiederholen. Vor allem gibt es gleich zur Markteinführung einen potenziellen Spiele-Hit, der von Fans schon seit langem erwartet wird - einen neuen Titel aus der "Zelda"-Reihe. Und auch die großen Anbieter von Spielen wie «Fifa», die zuletzt die Wii U mieden, sind wieder an Bord. Zum Jahresende soll es zudem ein neues Spiel mit Super Mario geben, in der der bekannteste Spiele-Klempner durch real aussehende Stadt-Umgebungen spaziert - bei Nintendo-Fans eine sichere Bank.

Damit wird auch deutlich, dass der Sprung ins Geschäft mit Smartphone-Games mit dem ersten Super-Mario-Spiel im Dezember keine Kapitulationen Nintendos vor den neuen Marktbedingungen war. Mario-Schöpfer Shigeru Miyamoto betonte schon damals, die App solle eher Nutzer für das Kerngeschäft in der Konsolen-Welt bringen, statt es zu ersetzen.

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