Nürnberger erinnern sich an die Trauung der Queen
19.5.2018, 12:46 UhrDie Hochzeit der Queen, die 1947 noch Prinzessin war, hat sich Ursula Bald ins Gedächtnis gebrannt. "Wie ein Märchen", sagt die 78-Jährige, seien ihr die Bilder damals vorgekommen. "Nach dem Krieg war das ein gigantisches Ereignis für uns", erzählt die gebürtige Nürnbergerin. Sieben Jahre alt war sie damals und bestaunte die Märchenhochzeit als Schwarz-Weiß-Film mit einer Freundin im Viktoria- Kino. Voll besetzt war das Filmtheater, das sich am Ludwigsplatz in Nürnberg befunden hat. Von Bequemlichkeiten à la Cinecittà war man damals noch weit entfernt. "Wir saßen auf Blechsitzen, von Komfort keine Spur!", sagt Bald lachend. Ihre Begeisterung schmälerte das aber natürlich nicht. "Damals gab es ja nichts. Das kann man mit der heutigen Zeit gar nicht vergleichen", findet sie. Die Hochzeit des Queen-Enkels Harry wird sie sich heute trotzdem anschauen. Bequem, auf ihrem Sofa.
Unter ganz besonderen Umständen hat Ernst Deß aus Nürnberg die Hochzeit verfolgt. Der heute 91-Jährige befand sich damals in englischer Kriegsgefangenschaft in Diddigton. Heimlich arbeitete er bei einem Geschäftsmann und durfte mit dessen Familie die Übertragung im Fernsehen anschauen. In seinen Tagebuchaufzeichnungen hielt er das Erlebnis so fest: "Es ist das erste Mal, dass ich eine Fernsehsendung sehe. Es ist auch noch ganz neu zu dieser Zeit, dass es Fernseher gibt. Frau Baker serviert Tee und Kekse, während wir gemütlich um den Tisch sitzen und das Geschehen in London verfolgen." Noch heute rührt den gebürtigen Oberpfälzer, dass er in England teilweise von Menschen so freundlich aufgenommen wurde. Deß ist 1926 geboren - derselbe Jahrgang wie Queen Elizabeth II. "Der scheint ganz gut gewesen zu sein, die Königin ist ja auch noch gut beisammen", meint er. Natürlich, sagt er, schaut er die heutige Hochzeit an: Diesmal in Farbe. Und in Freiheit ...
Nicht nur damals war die königliche Hochzeit ein echtes Event. Auch heute noch verfolgen Millionen Zuschauer die Trauung von Prinz Harry und Meghan Markle vor dem Fernseher oder direkt vor Ort.
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Aus der Gefangenschaft entlassen
"Ich selbst kann mich zwar nicht an das Ereignis erinnern", schreibt Frauke Göttfert aus dem mittelfränkischen Scheinfeld. Aber ihr inzwischen verstorbener Schwiegervater Andreas habe oft von dieser Zeit erzählt. Auch er war damals in englischer Kriegsgefangenschaft, in der er für die Umstände gut behandelt wurde, wie er erzählte. "Anlässlich der Hochzeit der englischen Königin Elizabeth wurden sie dann aus der Gefangenschaft entlassen. Einen Tag später traf er mit dem Zug in Markt Bibart ein", schreibt Göttfert. Auf ihren Schwiegervater wartete dann ein eigenes Happy End: Über das Rote Kreuz fand er zu seiner Familie, die aus Rumänien dorthin vertrieben worden war.
Ingrid Feist aus Nürnberg, laut eigener Aussage „Uralt-Abonnentin“ der Nürnberger Nachrichten, konnte die Hochzeit Elizabeths "mangels Radio" nicht verfolgen. Eine royale Trauung neueren Datums ist ihr dafür umso mehr in Erinnerung: die Hochzeit von William und Kate. Sie berührte die 90-Jährige aus einem besonderen Grund: Die Braut trug ein ganz ähnliches Kleid wie Feist damals als 23-Jährige bei ihrer eigenen Vermählung im Jahr 1950. "Natürlich war mein Gewand nicht von so edler Herkunft", schreibt die Nürnbergerin. "Es war in einem Care-Paket, zusammen mit anderen Abendkleidern." Die sie tatsächlich ziemlich enttäuscht auspackte. Denn: "Essbares wäre mir damals lieber gewesen." Das Geld, sich extra für einen Tag auszustaffieren, hatte man nicht: Schuhe, Schleier und Kränzchen waren geliehen.
"Eine der spektakulärsten königlichen Hochzeiten"
Edith Koch war bei Williams und Kates Hochzeit persönlich vor Ort. "Ich bin damals vor der Westminster Abbey gestanden, habe lange gewartet und die beiden dann beim Einzug in die Kirche gesehen", schreibt sie. Die 71-jährige Fränkin bezeichnet sich als großen Fan des englischen Königshauses - seit sie Diana 1982 aus nur etwa zwei Metern Entfernung auf den "Broadlands" gesehen hat. Koch lebte damals mit ihrem Mann in England. Zu Harrys Hochzeit kann sie in diesem Jahr nicht fahren. Diesmal muss die Fernseh-Übertragung genügen. Weniger anstrengend für die Beine ist das auf jeden Fall ...
Um sich an die Hochzeit der Queen zu erinnern, dafür ist Cornelia Voigt zu jung, aber die Zeremonie von Charles und Diana ist ihr speziell in Erinnerung. Sie war damals 19 Jahre alt, jobbte in einer Metallfabrik, um sich einen Italien-Urlaub leisten zu können, und verfolgte die Hochzeit gespannt via Radio. Während das königliche Paar feierlich zum Traualtar schritt, packte sie schnöde Metallbügel ein. Mit einer Kollegin bewegte sie dabei vor allem eine Frage: "Wir fanden Lady Di so hübsch und konnten nicht verstehen, dass diese Prinz Charles heiratete." "Eine der spektakulärsten königlichen Hochzeiten der letzten Jahrzehnte", findet Voigt trotzdem. "Unvergesslich!"
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