Passauer Mordprozess: Opfer will sich selbst vergiftet haben

9.7.2018, 18:44 Uhr
Ein Passauer Mordprozess nahm am Montag eine kuriose Wende. Nachdem zunächst angenommen wurde, dass seine Ehefrau den 68-jährigen Mann vergiften wollte, bezichtigte sich das Opfer schließlich selbst.

© colourbox Ein Passauer Mordprozess nahm am Montag eine kuriose Wende. Nachdem zunächst angenommen wurde, dass seine Ehefrau den 68-jährigen Mann vergiften wollte, bezichtigte sich das Opfer schließlich selbst.

In einem Prozess wegen versuchten Mordes in Passau ist es zu einer kuriosen Wende gekommen. Während des Verfahrens bezichtigte sich am Montag das mutmaßliche Opfer, ein 68 Jahre alter Ehemann, plötzlich selbst. Seine 51 Jahre alte Frau ist vor dem Passauer Landgericht angeklagt, weil sie ihren Mann durch heimliche Gabe von Blutverdünner angeblich umbringen wollte. Die Frau bestreitet die Vorwürfe.

Der Mann sah sich die vergangenen Verhandlungstage im Zuschauerraum sitzend an und rief von dort nun, dass er die Medikamente selbst eingenommen habe. Später wurde er dann von dem Gericht nochmals als Zeuge offiziell vernommen und blieb bei seiner Aussage. Der Staatsanwalt ließ den 68-Jährigen vorübergehend festnehmen. Wie es mit dem Prozess nun weitergeht, war zunächst unklar. Die Strafkammer hat noch mehrere Verhandlungstage bis 20. Juli eingeplant.

Frau seit zehn Monaten in Untersuchungshaft

Motiv für die Selbstvergiftung des Mannes soll nach seiner Aussage die Affäre seiner Frau gewesen sein. Er habe gehofft, dass sie sich wieder ihm zuwende. Die außereheliche Beziehung zu dem Chef der 51-Jährigen nimmt auf der anderen Seite die Staatsanwaltschaft als Motiv für den Mordversuch durch die Frau an. Die Angeklagte sei ihres Ehemannes überdrüssig geworden und habe sich ihrem Geliebten zuwenden wollen. Die Frau aus Waldkirchen (Landkreis Freyung-Grafenau) hatte zum Prozessauftakt alle Anschuldigungen entschieden zurückgewiesen. Sie sitzt seit zehn Monaten in Untersuchungshaft.

Das Gericht muss nun entscheiden, ob sie tatsächlich unschuldig ist, oder ob der Ehemann mit seiner Selbstbezichtigung sie nur vor einer Verurteilung schützen wollte. Er hatte bereits zuvor erklärt, dass er an die Unschuld seiner Partnerin glaube. Die Vergiftung soll nach den Angaben des Ehemanns durch Reste eines alten Medikaments seines Vaters hervorgerufen worden sein.

Die Arznei war demnach noch in dem Haus des Paares. Im Spätsommer 2017 war der Ehemann mehrfach wegen der dadurch ausgelösten Blutungen in Behandlung, teils soll sein Zustand lebensbedrohlich gewesen sein. Durch den Verdacht einer Ärztin aus Regensburg kam es letztlich dann zu den Ermittlungen der Kriminalpolizei.