PIP-Gründer verteidigt Billig-Brustimplantate

28.12.2011, 14:34 Uhr
PIP-Gründer verteidigt Billig-Brustimplantate

© afp

Von dem eingesetzten Kunststoff gehe allerdings keine besondere Gefahr für die Gesundheit aus, ließ Mas erklären. Alle Silikongele könnten im Körper zu Irritationen führen, sagte Verteidiger Yves Haddad. Vorwürfe über eine hohe Reißanfälligkeit der Implantate seien nicht belegt.

Seit in Frankreich neun Krebsfälle nach Implantat-Defekten bekannt wurden, sorgen sich weltweit Zehntausende Frauen um ihre Gesundheit. In einer beispiellosen Aktion hatte das französische Gesundheitsministerium Ende vergangener Woche 30 000 Französinnen eine vorsorgliche Entfernung der minderwertigen Implantate empfohlen - auch wenn die Regierung bislang keine Gefahr eines erhöhten Tumorrisikos sieht.

In Deutschland wurden in den vergangenen Jahren 19 Fälle von gerissenen PIP-Implantaten, aber keine Krebsfälle, bekannt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) rät deutschen Frauen mit Silikonbusen, „zur individuellen Risikoabwägung“ mit ihrem Arzt zu sprechen.

Als Grund für die Verwendung von nicht zugelassenem Billig-Silikon nannte Mas-Anwalt Haddad das Gewinnstreben seines Mandanten. „Das ist vielleicht erbärmlich, aber so ist es nun einmal“, erklärte er in einem Gespräch mit der französischen Tageszeitung „Libération“ (Mittwoch). „Wir leben in einer kapitalistischen Welt.“ Mas werde sich vor der Justiz verantworten. Er sei Zuhause in Frankreich und erhole sich von einer Operation.

Nicht untergetaucht

Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, dass Mas untergetaucht sein könnte. Wegen Trunkenheit am Steuer in Costa Rica steht der 72-Jährige seit Monaten auf der Fahndungsliste von Interpol. Der französischen Justiz liegen zudem mehr als 2000 Anzeigen von Frauen mit PIP-Implantaten vor. Die Strafverfolgungsbehörden ermitteln wegen schweren Betrugs und fahrlässiger Tötung.

Das Unternehmen PIP wurde 2010 aufgelöst. Wie bekannt wurde, hatte die US-Gesundheitsbehörde (FDA) PIP-Produkte schon vor fast zwölf Jahren aufgrund von Mängeln kritisiert. Anfang 2000 habe ein Inspektor eine französische PIP-Fabrik besichtigt und unbefriedigende Ergebnisse mitgebracht, bestätigte FDA-Sprecherin Erica Jefferson. Danach habe man Firmengründer Mas in einem Schreiben auf mehrere Produktionsfehler und Mängel hingewiesen. Allerdings habe es sich bei der damaligen Prüfung um mit Kochsalzlösung gefüllte Implantate gehandelt.

Im Mittelpunkt des jetzigen Skandals stehen Gelkissen, bei denen statt Silikon für medizinische Zwecke Industrie-Silikon verwendet wurde. Dieses soll fünfmal günstiger gewesen sein. Venezuelas Regierung sicherte betroffenen Frauen eine kostenlose Entfernung von minderwertigen PIP-Brustimplantaten zu. Auch wenn kein Notfall bestehe, könnten sich Frauen mit PIP-Silikonpolstern in jeder Klinik mit einer Abteilung für plastische Chirurgie untersuchen lassen, sagte Gesundheitsministerin Eugenia Sader am Dienstag (Ortszeit) in Caracas, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur AVN.

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