Schweres Busunglück in Italien: Mindestens 16 Tote

21.1.2017, 18:25 Uhr
Schweres Busunglück in Italien: Mindestens 16 Tote

© dpa

Drama auf dem Rückweg von einer Skifreizeit: Bei einem schweren Busunglück im Norden Italiens sind mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. 13 Insassen des ungarischen Reisebusses wurden schwer verletzt, 13 weitere leicht, wie Polizeikommandant Girolamo Lacquaniti am Samstag dem italienischen Sender Sky TG24 sagte. Der Bus mit 15 bis 19 Jahre alten Schülern sowie mehreren Lehrern sei aus Frankreich kommend kurz vor Mitternacht bei Verona von der Autobahn abgekommen, gegen einen Pfeiler gekracht und in Flammen aufgegangen.

Deutsche Busunfallexperten sprachen von besonders "tragischen Umständen" bei dem Unglück. In dem Bus befanden sich Schüler und Lehrer des Budapester Szinyei-Merse-Gymnasiums, wie das Portal index.hu unter Berufung auf Angehörige berichtete. An dem Gebäude wurde am Samstag eine schwarze Flagge gehisst, Menschen legten Blumen zum Gedenken an die Opfer nieder. Die Gruppe hatte in Frankreich an einem Skikurs teilgenommen.

Zeuge berichtet von beschädigtem Rad

Insgesamt sollen bis zu 60 Insassen in dem Bus gewesen sein. Fotos von dem Unglück zeigen einen Feuerball, von dem Fahrzeug blieb letztlich nur ein ausgebranntes Wrack. In den Unfall seien keine weiteren Fahrzeuge verwickelt gewesen, sagte Lacquaniti. Das lasse darauf schließen, dass der Busfahrer in einen Sekundenschlaf fiel oder das Fahrzeug wegen eines technischen Defekts von der Straße abkam. Ein slowenischer Lastwagenfahrer war offiziellen Angaben zufolge Zeuge des Unglücks. Er sagte aus, er habe bei der Fahrt hinter dem Bus festgestellt, dass wohl ein Rad beschädigt gewesen sei. Er habe noch versucht, den Busfahrer mit Lichthupe zu warnen, dies habe aber nichts mehr genutzt.

Der internationale Bustouristik-Verband RDA sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus und schickte den Verletzten Genesungswünsche. Nach ersten Erkenntnissen hätten tragische Umstände eine Rolle gespielt: Der Bus sei so unglücklich längs der Leitplanke zum Stehen gekommen, dass sich die rechts liegenden Türen nicht mehr hätten öffnen lassen."Im sich rasch ausbreitenden Feuer mussten sich alle Insassen, teilweise auch durch den Aufprall verletzt, durch die Fenster nach draußen retten."

Auch Kanzlerin Merkel reagiert bestürzt

Der Bus sei nach dem Aufprall wohl wegen eines Kurzschlusses im Hauptstromverteilerkasten rechts vorne in Brand geraten, sagte Johannes Hübner, Leiter der Reisebus-Sicherheitsinitiative des Verbands, der Deutschen Presse-Agentur. "Eigentlich ist es nur so zu erklären, dass sich der Brand so schnell ausgebreitet hat." Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni bekundete seine Anteilnahme für die Opfer des Unglücks in einem Telefongespräch mit seinem ungarischen Amtskollegen Viktor Orbán.

Nach Angaben eines ungarischen Regierungssprechers pochte Orbán auf eine möglichst enge Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden beider Länder, um die Ursachen der Tragödie zu klären. Außenminister Peter Szijjarto sagte, die Regierung in Budapest werde sämtliche Kosten für den Heimtransport der Überlebenden sowie die Reisekosten jener Eltern übernehmen, die nach Verona reisen wollten.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte mit Bestürzung auf das schwere Busunglück. Die Kanzlerin habe ihren Kollegen Orbán und Gentiloni ihr Beileid übermittelt, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer. "Ihre Gedanken sind bei den Familien der Opfer." RDA-Vizepräsident Heinrich Marti sprach von einem schwarzen Tag für die Bustouristik. Er verwies darauf, dass es 2016 die niedrigste Zahl schwerer Reisebusunfälle in Europa seit mehr als zehn Jahren gegeben habe. Sein Verband werde sich weiter aktiv für die Verbesserung des hohen Sicherheitsniveaus von Busreisen engagieren.

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