Studie: Schwangere lassen sich zu oft untersuchen

27.7.2015, 14:40 Uhr
Studie: Schwangere lassen sich zu oft untersuchen

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Die Autorinnen beklagen ein „Überangebot an Untersuchungen“, das Frauen verunsichern könne. Für die Studie wurden den Angaben zufolge 1293 in der Barmer GEK versicherte Frauen befragt, die zwischen November 2013 und Oktober 2014 ein Kind geboren hatten. Abgefragt wurden unter anderem die während der Schwangerschaft durchgeführten Untersuchungen und die Gründe dafür, mögliche Risikofaktoren sowie Angaben zu Alter, Bildungsgrad und Einkommen.

Die Angaben zu den Untersuchungen verglichen die Studienautorinnen dann mit den Mutterschaftsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten, Kassen und Krankenhäusern (G-BA). Darin sind Regeln für die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft niedergelegt.

Der Befragung zufolge nutzten 99 Prozent der Frauen Präventionsmaßnahmen, die über die Mutterschaftsrichtlinien hinausgehen. Zu den von fast allen Frauen in Anspruch genommenen zusätzlichen Leistungen zählte etwa ein CTG, bei dem Herztöne des Kindes und Wehen der Mutter gemessen werden. Bei den Ultraschalluntersuchungen erhielten der Studie zufolge die Hälfte der Frauen mit einer normalen Schwangerschaft mehr als fünf Untersuchungen, obwohl standardmäßig nur drei vorgesehen sind. Insgesamt zeigten sich nur geringe Unterschiede zwischen Frauen mit einer unauffälligen Schwangerschaft und solchen, bei denen ein belastender Befund vorlag - zum Beispiel vorzeitige Wehen, eine Diabetes-Erkrankung oder eine Überschreitung des errechneten Geburtstermins um mehr als sechs Tage.

Vergütungssystem soll überdacht werden

Zum Teil wurden die zusätzlichen Leistungen laut der Umfrage von Ärzten oder Hebammen aktiv angeboten, zum Teil aber nicht, woraus die Studienautorinnen schließen, dass die jeweilige Schwangere in diesen Fällen vermutlich selbst nach der entsprechenden Maßnahme gefragt hat. Da es sich bei den zusätzlichen Leistungen nicht um Routineuntersuchungen handelt, mussten der Studie zufolge 80 Prozent der Frauen für die Untersuchungen privat bezahlen. Weder das Alter als Risikofaktor noch Einkommen oder Bildungsabschluss der Schwangeren hatten einen Einfluss darauf, ob Zusatzleistungen in Anspruch genommen wurden. Studienleiterin Rainhild Schäfers sprach von einem „Überangebot an Untersuchungen“.

Dieses könne „die Angst der Frauen vor der Geburt und möglicherweise auch ihren Wunsch nach einer vermeintlich sicheren Kaiserschnitt-Entbindung“ schüren, warnte sie. Die Autorinnen weisen zudem darauf hin, dass vielen Frauen nicht klar sei, ob in Anspruch genommene Leistungen auch in den Richtlinien vorgesehen sind. „Es scheint hier an Aufklärung zu fehlen“, heißt es in der Studie. So nahmen etwa 95 Prozent der Frauen, die ein CTG bekommen hatten, fälschlicherweise an, dies sei Teil der Routinevorsorge.

Eine umfassendere Aufklärung der Schwangeren sei „wünschenswert“, heißt es in der Studie. Außerdem solle das Vergütungssystem für Ärzte und Hebammen bei der Betreuung von Schwangeren überdacht werden.

 

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