Tag des Schlafes: So können Sie wieder selig schlummern

21.6.2017, 05:39 Uhr
Laut einer DAK-Studie haben 80 Prozent aller Arbeitnehmer Schlafprobleme.

© Monique Wüstenhagen Laut einer DAK-Studie haben 80 Prozent aller Arbeitnehmer Schlafprobleme.

Thomas Bühler aus Erlangen hat ein Bettengeschäft mit Beratungsanbebot und kann eine heitere Geschichte zum Thema Schlaf erzählen. "Zu mir kam einmal ein junger Mann, der klagte, dass er nachts immer wieder aufwache und dann nicht mehr einschlafen könne." Als Bühler den Mann fragte, was er denn dann mache, antwortete der: "Eine Tasse Kaffee trinken."

Dem Schlaflosen konnte geholfen werden. Doch leider sind Schlafprobleme selten so leicht in den Griff zu bekommen wie in Bühlers Geschichte. Nach dem diesjährigen Gesundheitsreport der DAK schlafen rund 80 Prozent aller Arbeitnehmer schlecht. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Beschäftigten sind das 34 Millionen Betroffene. Jeder zehnte deutsche Arbeitnehmer hat zudem eine sogenannte Insomnie, also eine schwere Schlafstörung. Insgesamt schlafen wir heute rund neunzig Minuten weniger als noch vor hundert Jahren.

Ungesundes Schnarchen

Die Ursachen sind vielfältig. Am häufigsten kommen Patienten mit schlafbezogenen Atemstörungen wie der obstruktiven Schlafapnoe, berichtet Dr. Florian Gfüllner, Vorsitzender der Bayerischen Gesellschaft für Schlafmedizin (BayGSM). Bei Menschen mit entsprechender Veranlagung, einem engen Rachen oder bei Übergewicht komme es dabei zu einem wiederkehrenden Verschluss der oberen Atemwege. Mit einem letzten, lebensrettenden Grunzen, dem sogenannten Arousal, schnappt der Körper nach Luft. Dabei erwacht der Schlafende, oft ohne dies zu merken, und fühlt sich am nächsten Tag wie gerädert. Das ist nicht nur unangenehm, die Tagesschläfrigkeit führt beim Autofahren auch zu erhöhtem Unfallrisiko und hat insgesamt negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, erläutert Gfüllner.

Verhaltenstherapie kann Helfen

Der andere große Bereich sei die Insomnie, also die Schlaflosigkeit "mit allen verbundenen psychischen Problemen", wie Gfüllner sagt. Inzwischen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM) deshalb bei Insomnie an erster Stelle eine kognitive Verhaltenstherapie. Einige Schlafzentren, zum Beispiel am Klinikum Nürnberg, haben dafür eigene Abteilungen eingerichtet. Das Netz an Schlaflaboren ist in Mittelfranken relativ dicht: Neben der Nürnberger Einrichtung haben auch Fürth, Erlangen und Schwabach Schlaflabore. In Ansbach und Rummelsberg gibt es ebenfalls Angebote. Trotzdem lassen sich laut der DAK-Studie 70 Prozent der Arbeitnehmer mit Insomnie gar nicht behandeln.

Schlaf ist eine komplexe Sache

"Menschen kommen nach einer Trennung, wenn sie Stress im Job haben oder Angehörige pflegen", zählt Christine Lenz auf, woran ihre Kunden häufig leiden. Lenz arbeitet in Nürnberg als selbstständiger Schlafcoach, nachdem sie jahrelang als Krankenschwester im Schlafzentrum beschäftigt war. Schlaf, obwohl alltäglich, ist eine komplexe Sache. Verantwortlich für den Zustand der Bewusstlosigkeit sind Hormone wie Melatonin, ein Müdemacher.

Für dessen Ausschüttung spielt Licht eine zentrale Rolle Ein Problem in Zeiten, in den viele Menschen vom künstlich erleuchteten Schlafzimmer ins Auto mit abgedunkelten Scheiben steigen, von dort ins Büro vor der Bildschirm wechseln und wieder zurück, analysiert Lenz. Außerdem gibt es verschiedene Chronotypen, die Lerchen und die Eulen, also Frühaufsteher oder Langschläfer. Sie richten sich nach der inneren Uhr, die bei jedem von uns anders programmiert ist. Wer als Frühaufsteher nachts arbeiten muss, hat daher eher ein Problem als Eulen-Typen.

Ein Schlagwort, das im Zusammenhang mit gestörter Nachtruhe immer wieder fällt, ist Schlafhygiene. „Wenn Sie morgens als erster im Büro sind und abends erst um zehn gehen, müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie schlecht schlafen“, urteilt Lenz über ausufernde Arbeitszeiten. Auch Ernährung, Bewegung und die Beziehungspflege seien wichtige Faktoren für friedlichen Nachtschlaf. Dafür müsse man aber etwas tun.

"Viele Leute wollen gerne einfach eine Tablette einschmeißen", beobachtet Bettenhändler Bühler aus Erlangen. Laut dem DAK-Gesundheitsreport tut das auch jeder zehnte Beschäftigte. Mit Medikamenten werden allerdings nur die Symptome bekämpft. Bühler bietet in seinem Geschäft deshalb auch Schlafsprechstunden an. "Die Menschen sind empfindlicher geworden", fasst er zusammen.

Und was soll man nun machen, wenn man eigentlich todmüde im Bett liegt und dann doch kein Auge zutun kann? "Am besten ist es, das Bett zu verlassen und etwas Monotones zu tun", rät Oberärztin Dr. Dora Triché vom Klinikum Nürnberg. Erst wenn der Schlafdruck wieder da sei und man schwere Augenlider bekomme, solle man zurück ins Bett.

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