Taliban-Chef Mansur wohl bei Luftangriff getötet

22.5.2016, 11:50 Uhr
Taliban-Chef Mansur wohl bei Luftangriff getötet

© dpa

Taliban-Führer Mullah Achtar Mansur ist bei einem US-Drohnenangriff im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet möglicherweise getötet worden. Das Pentagon bestätigte den Angriff am Samstag, äußerte sich aber zunächst vorsichtig: Das Ergebnis werde noch "eingeschätzt", hieß es in einer Mitteilung von Ministeriumssprecher Peter Cook. Mehrere US-Medien zitierten einen namentlich nicht genannten US-Offiziellen indes mit den Worten, Mansur sei "wahrscheinlich" tot.

Den Berichten zufolge erfolgte der Angriff am Samstagmittag (MESZ) in einem entlegenen Gebiet nahe Ahmad Wal im westlichen Pakistan. Mehrere Drohnen hätten ein Fahrzeug beschossen, in dem sich neben Mansur noch ein anderer Mann aufgehalten habe. US-Präsident Barack Obama habe die Operation genehmigt. Dem Sender CNN zufolge sagte ein US-Regierungsbeamter, wegen des schwer zugänglichen Geländes könne es Tage dauern, bis Mansurs Schicksal geklärt sei.

Mansur hatte Ende Juli 2015 offiziell die Führung der Taliban übernommen, danach tobten blutige interne Machtkämpfe unter den Taliban. Im Geheimen hatte er die Islamisten aber schon länger geführt: Sein Vorgänger Mullah Omar, so stellte sich damals heraus, war schon zwei Jahre lang tot, bevor sein Ableben verkündet wurde. Mansur und andere aus dem Führungsgremium hatten den Tod aus Angst vor Machtkämpfen verschwiegen.

Verantwortlich für den Tod Tausender Zivilisten

Mansur, der auf Mitte 40 geschätzt wird, war schon einflussreich, als die radikalislamischen Taliban zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan herrschten. Er wurde zuerst Flughafenchef der großen südafghanischen Stadt Kandahar, später Minister für den Flugverkehr. Er war somit nicht nur für die staatliche Fluglinie Ariana zuständig, sondern auch für die Luftwaffe des Landes, die allerdings damals nur aus ein paar alten Flugzeugen und Hubschraubern bestand.

In der Pentagon-Mitteilung wurde Mansur für den Tod Tausender afghanischer Zivilisten und Sicherheitskräfte verantwortlich gemacht. Er sei aktiv an der Planung von Angriffen gegen Einrichtungen in Kabul und anderen Teilen Afghanistans beteiligt gewesen. Er habe auch eine Bedrohung für US-Personal und Verbündete im Land dargestellt.

"Mansur stand dem Frieden und einer Versöhnung zwischen der Regierung von Afghanistan und den Taliban im Wege", betonte Cook in der schriftlichen Mitteilung weiter. Er habe Taliban-Führer an der Teilnahme an Friedensgesprächen mit der Regierung gehindert, die zu einem Ende des Konflikts führen könnten.

Die Schlagkraft der Islamisten am Hindukusch war zuletzt ungebrochen: Laut Experten sind mehr als 100 der rund 400 Bezirke des Landes entweder in der Hand der Taliban oder dauerhaft umkämpft. Die Zahl der zivilen Opfer war 2015 mit mehr als 11.000 Toten und Verletzten auf den höchsten Stand seit Beginn der internationalen Intervention gestiegen. Für 62 Prozent der Opfer seien die Aufständischen verantwortlich, berichteten die UN.

Am Freitag hatte die Nato beschlossen, dass der aktuelle Einsatz in Afghanistan auch im kommenden Jahr fortgesetzt wird. Im vergangenen Mai hatte die westliche Allianz noch erwogen, den aktuellen Militäreinsatz 2017 in eine zivile Mission umzuwandeln.

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