Todesfall in Londons High Society

12.7.2012, 08:16 Uhr
Todesfall in Londons High Society

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Eine Villa im Londoner Edelviertel Belgravia, ein Millionenerbe im Rücken, vier Kinder und eine 20 Jahre währende Ehe: Nach Außen führten Hans Kristian Rausing – Erbe aus dem milliardenschweren Tetra-Pak-Clan – und seine Frau Eva Louise ein Bilderbuchleben. Doch hinter der Fassade scheint sich ein wahres Drama aus der Reihe „Geld macht nicht glücklich“ abgespielt zu haben.

Das Paar führte jahrelang einen Kampf gegen die Sucht nach harten Drogen – nach Kokain, Heroin und sogar nach dem eher in weniger wohlhabenden Kreisen beliebten Crack. Für die 48 Jahre alte Eva ging dieser Kampf am Montag zu Ende. Sie wurde tot in ihrem Haus in dem schicken Stadtteil gefunden. Ihr Mann wurde Medienberichten zufolge festgenommen und kam in medizinische Behandlung.

Offizielles war am Mittwoch wenig zu hören, doch die Spekulationen um das, was passiert sein könnte, liefen auf Hochtouren. Die Polizei bestätigte, dass sie am Montag einen 49 Jahre alten Mann im Süden Londons festgenommen hatte, weil er Drogen bei sich gehabt haben soll.

Todesursache noch unklar

Dieser Mann war übereinstimmenden Medienberichten zufolge Rausing. Anschließend durchsuchte die Polizei dessen Villa und fand dabei die Tote. Rausing soll dann auf der Polizeistation gesundheitliche Probleme bekommen und in eine medizinische Einrichtung gebracht worden sein. Eine Obduktion der Leiche seiner Frau brachte zunächst keine Klärung der Todesursache, man warte aber auf weitere Ergebnisse, hieß es am Mittwoch.

Das Ehepaar hat vier Kinder im Teenager-Alter – und eine lange Drogengeschichte hinter sich. Hans Kristian soll darunter gelitten haben, im Schatten seines Großvaters Ruben Rausing und seines Vater Hans aufgewachsen zu sein. Der Opa hatte den Tetra Pak in den 40er und 50er Jahren entwickelt als eine Kartonverpackung, die Milch auch ohne Kühlschrank frisch halten sollte. Rubens Söhne, unter ihnen Hans senior, bauten den Familienbetrieb zum global operierenden Konzern aus.

Todesfall in Londons High Society

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In den 80er Jahren kam die aus Schweden stammende Familie nach London, um Steuern zu umgehen. Ihr Vermögen wird auf 4,5 Milliarden Pfund (5,3 Milliarden Euro) geschätzt. Eva Rausing, geboren in den USA, stammt ebenfalls aus reichem Hause.

Hans Kristian hatte weniger als Vater und Großvater mit Geschäften zu tun. Nach der Schule reiste er durch Indien. Seine spätere Frau lernte er Berichten zufolge in den 80er Jahren in einer Entzugsklinik kennen.

Zwischen Glamour und Drogensucht

Nach Außen konnten die beiden lange die Fassade wahren. Sie spendeten Millionen für gute Zwecke, unter anderem für Drogensüchtige. Eva war für zahlreiche Hilfsorganisationen aktiv, unter anderem solche, die auch Thronfolger Prinz Charles und dessen Schwiegertochter Kate zu ihren Unterstützern zählen.

2008 allerdings bröckelte das Bild gewaltig. Bei einem Empfang in der US-Botschaft in London wurde Eva Rausings Handtasche durchsucht. Unter anderem hatte sie kleine Mengen Kokain und Crack dabei. Später fand die Polizei in ihrem Haus noch mehr. Dem Paar wurde der Prozess gemacht, doch in einem umstrittenen Schritt entzogen sie sich einer Bestrafung. Sie gestanden und wurden verwarnt, außerdem mussten sie erneut in Entzug.

Der damalige Chef von Scotland Yard, Ian Blair, hatte die Regelung als „extrem überraschend“ bezeichnet. Schließlich gebe sie der Öffentlichkeit das Gefühl, Reiche könnten sich vom Gesetz freikaufen, und Drogendelikte seien nicht so ernst zu nehmen. „Ich habe einen schweren Fehler gemacht, den ich sehr bereue“, hatte Eva Rausing damals erklärt. Sie habe „die falsche Richtung eingeschlagen“ und versprach Besserung.

Die Familie erklärte, sie werde das Paar dabei unterstützen, von den Drogen loszukommen: „Wir werden tun, was wir können, um ihnen zu helfen.“ Anfang dieser Woche kam jede Hilfe zu spät für Eva Rausing.

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