Trump schimpft nach Golden Globes über Meryl Streep

9.1.2017, 21:27 Uhr
Nach der unveblümten Kritik von Meryl Streep bei den Golden Globes feuert Donald Trump auf Twitter zurück.

© dpa Nach der unveblümten Kritik von Meryl Streep bei den Golden Globes feuert Donald Trump auf Twitter zurück.

Ganze 30 Mal ist Meryl Streep für einen Golden Globe nominiert worden, achtmal hat sie ihn gewonnen. Drei ihrer 19 Oscar-Nominierungen hat sie abgeräumt und Dutzende weitere Preise mit nach Hause genommen. Längst ist die 67-Jährige, die als eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation gilt, eine Art Sprachrohr und moralische Instanz Hollywoods.

Auch im Namen der Filmbranche hat sie nun mit Donald Trump den Kampf aufgenommen – weniger als zwei Wochen vor dessen Vereidigung als Präsident der Vereinigten Staaten. 

Selbst die sanften Melodien der Musical-Romanze "La La Land", dem Gewinner des Abends, konnten Streeps harte Töne bei der Verleihung nicht dämpfen. Dass der Film die Trophäen-Show mit charmanter Nostalgie in längst vergangene Hollywoodzeiten entführte, schien am Morgen nach der Gala nur noch Nebensache.

Denn selbst Trump hatte die Finger da nicht mehr stillhalten können und auf seinem Lieblingsmedium Twitter zurückgeschossen. Streep hatte beeindruckt.  Eindringlich, wie man sie aus ihren besten Rollen kennt, tritt sie in der Nacht zu Montag auf die Bühne, nimmt den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk in Empfang. Doch statt einer Dankesrede hält sie ein leidenschaftliches Plädoyer gegen den künftigen US-Präsidenten.

"Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle", warnt die bekennende Demokratin und spielte auf eine Wahlkampfrede an, bei der Trump mit zuckenden Armbewegungen einen körperlich behinderten Journalisten nachzuäffen schien. 

Fast sechs Minuten lang redet Streep ruhig und mahnend, einigen prominenten Gästen stehen Tränen in den Augen. Streep betont: Alle hier im Saal zählen zu den von Trump verunglimpften Gesellschaftsgruppen – Ausländer, Hollywood und Journalisten.

Trump feuert via Twitter zurück

Trump solle sich hüten, Ausländer und Außenseiter hinauszuwerfen. Dann gäbe es nichts mehr zu schauen außer Football und Kampfkünste, "und das ist keine Kunst". Wer Gewalt und Respektlosigkeit vorlebe, stifte die Menschen nur zu noch mehr solchen Verhaltens an. 

Der für seine Twitter-Tiraden bekannte Trump, der am 20. Januar ins Weiße Haus einzieht, lässt das nicht lange auf sich sitzen. Streep sei eine "der überbewertetsten Schauspielerinnen in Hollywood", schreibt er – angesichts ihrer Fülle an Film-Trophäen und einer beachtlichen Karriere über vier Jahrzehnte eine mutige Behauptung.

Streep sei eine "Dienerin" seiner früheren Rivalin Hillary Clinton, die "in großem Stil verloren" habe. Den Vorwurf, den körperlich behinderten Serge Kovaleski im November 2015 nachgeäfft zu haben, weist er zurück. 

Mancher Film-Fan mag sich in diesem Schlagabtausch in die Nostalgie aus "La La Land" zurückgesehnt haben, der filmischen Sensation des Abends: Das romantische Musical legte einen Höhenflug hin, wie es kein anderer Film in der 74-jährigen Globe-Geschichte geschafft hat.

Das Werk von Hollywoods neuem Wunderkind, dem gerade 31 Jahre alten Regisseur und Drehbuchautor Damien Chazelle, war sieben Mal nominiert gewesen – und gewann dann auch sieben Hauptpreise, darunter in der Kategorie "beste Komödie/Musical" und mit seinen singenden und tanzenden Hauptdarstellern Emma Stone und Ryan Gosling.

Nie zuvor wurde ein einzelner Film mit so vielen Golden Globes ausgezeichnet. 

Mit Blick auf die Oscargala am 26. Februar dürfte außerdem gelten: Die Globes werden wohl nicht der letzte Schlagabtausch zwischen Hollywood und dem neuen Mann im Weißen Haus gewesen sein.

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