Radtour im Ausland

Urlaub wird zum Alptraum: Radfahrer aus Deutschland kurzzeitig festgenommen - "kein Einzelfall"

Alice Vicentini

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22.8.2023, 15:15 Uhr
Zwei Reisende aus Deutschland landeten bei einer Fahrradtour illegal in Rumänien (Symbolbild).

© IMAGO/Zoonar.com/Kasper Ravlo Zwei Reisende aus Deutschland landeten bei einer Fahrradtour illegal in Rumänien (Symbolbild).

Am 3. Mai planten zwei deutsche Touristen eine besondere Radtour während ihres vorzeitigen Sommerurlaubs. Ihr Ziel: von Garbolcz in Ungarn nach Bercu im Bezirk Satu Mare, Rumänien. Eine Strecke von vier Kilometern, abseits der Hauptstraßen, wie ihr GPS versprach, berichtet das Onlineportal "Digi24.ro."

Doch die Realität sah anders aus. Als sie den Grenzübergang zwischen Ungarn und Rumänien erreichten, standen sie vor verschlossenen Toren. Anstatt ihre Reise abzubrechen, entschlossen sie sich spontan, die Schranke zu umfahren, so "Digi24.ro". Kurz darauf befanden sie sich auf rumänischem Boden - und riefen damit die ungarische Polizei auf den Plan. Dank der Überwachungskameras konnten die lokalen Beamten und Beamtinnen die beiden Radfahrer schnell identifizieren und festnehmen.

Sie hätten nicht gewusst, dass sie eine Straftat begehen, zitiert "Digi24.ro" ihre Aussagen den Behörden gegenüber. In Europa sei man es gewohnt, ohne Zollkontrollen von einem Land ins andere zu reisen. Das Gericht in Satu Mare sah von einer strafrechtlichen Verfolgung ab und ließ den Fall fallen.

Mehrere Fälle bekannt

Überraschenderweise sind solche Vorfälle nicht selten. Besonders Touristen aus der EU, die die Routen mit Fahrrad, Motorrad oder zu Fuß erkunden, geraten oft in solche Situationen, meist durch schlichte Unkenntnis der Grenzbestimmungen, teilt die Grenzpolizei "Digi24.ro" mit. Die territoriale Grenzpolizei verzeichnete bereits mehrere solcher Fälle im Bezirk Satu Mare. Entlang der Grenze zwischen Rumänien und Ungarn gibt es zehn temporäre Grenzübergänge, die lediglich samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet sind. Es liegt nahe, dass diese beschränkten Öffnungszeiten zu den unbeabsichtigten illegalen Grenzübertritten beitragen könnten.

Das Kernproblem ist jedoch die mangelnde Information. EU-Bürger und -Bürgerinnen sind durch das Schengener Abkommen häufig nicht mit Grenzkontrollen konfrontiert, erklärt das Bundesministerium des Innern und für Heimat. Dennoch ist es entscheidend zu wissen, dass nicht alle EU-Länder gleichzeitig Schengen-Mitglieder sind und umgekehrt. Die Schengen-Zone umfasst nahezu alle EU-Länder, wobei Irland, Bulgarien, Rumänien und Zypern eine Ausnahme bilden. In Bulgarien, Rumänien und Zypern wird das Schengener Abkommen nur teilweise angewendet, weshalb dort weiterhin Personenkontrollen an den Grenzübergangen durchgeführt werden. Zusätzlich zu den EU-Ländern zählen auch Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein zu den Schengen-Mitgliedern.

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