Wegen Erdogan: Boykott gegen türkischen Gemüsemarkt

Lingen - Mit einem anonymen Schreiben gezeichnet mit "Deutscher Demokrat" kündigte in Lingen ein Unbekannter an, einen Lebensmittelladen und andere Geschäfte, die von türkischen Mitbürgern betrieben werden, zu boykottieren. Der Grund: Die Politik Erdogans.

Seit 25 Jahren betreiben die beiden Frauen Dilara und Cansu Yavuz einen Obst - und Gemüsemarkt in Lingen im Emsland. Doch nun löste ein anonymer Brief bei den Betreiberinnen Entsetzen aus: In dem Schreiben kündigt ein Unbekannter und angeblich auch dessen Freunde an, den Laden in Zukunft zu boykottieren. Nicht etwa wegen mangelnder Qualität der Waren oder schlechtem Service - nein, die Poltik Erdogans ist der Grund.

"Wenn wir [...] hören, was von der türkischen Regierung (Erdogan und anderen) an Beleidigungen gegenüber Deutschland kommt, sind wir sehr verärgert!", steht auf dem Papier. Daher hätten der Schreiber und seine Freunde beschlossen, ab sofort nicht mehr in einem türkischen Geschäft einzukaufen. "Das Gleiche gilt natürlich auch für den benachbarten Grill und andere Geschäfte/Speiselokale, die von türkischen Mitbürgern betrieben werden!", schreibt der "Deutsche Demokrat" weiter.

In einem Facebook-Post wehren sich die beiden Frauen, veröffentlichen den anonymen Brief und antworten auf die Kriegserklärung: "Wir haben uns immer von politischen, kulturellen und religiösen Diskussionen distanziert. Und gerade deshalb möchten wir diesen Brief nicht anerkennen. Trotz dessen möchten wir alle, die derselben Meinung sind, bitten von einem weiteren Besuch bei uns abzusehen."

Aus ganz Deutschland kommentieren Hunderte User unter dem Post und drücken ihre Unterstützung und Solidarität mit den Betreiberinnen aus.