Wenn der Bildschirm plötzlich schwarz wird

2.9.2011, 19:42 Uhr

In der neuen, grenzenlosen Fernsehwelt muss niemand mehr nach Nationalhymne, wahlweise dem Bayernlied, ins Bett. Viele der über 270 deutschsprachigen Sender, die via Satellit ins Wohnzimmer rauschen, liefern weiter – rund um die Uhr.

Doch das könnte sich für viele TV-Haushalte bald ändern: Ende April 2012 schalten die deutschen TV-Sender ihre analogen Satelliten-Programme ab und liefern dann nur noch digitale Bilder. Wer nicht über Antenne oder Kabel empfängt, sollte sich darauf vorbereiten, damit es ihm im Mai nicht schwarz vor Augen wird.

Etwa 2,5 Millionen Haushalte bundesweit empfangen nach Schätzung der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) noch analoge Satellitenprogramme. Etwa 85000 Nutzer dürften es in Mittelfranken sein, sagt gfu-Sprecher Roland Stehle. Wer Programme per Satellit empfängt, sollte prüfen, ob dies noch analog geschieht. Der Fachhandel berät dabei, und die Unterhaltungselektronikbranche sowie die Sender bieten zahlreiche Informationen im Internet, direkt am Fernseher (Videotext-Seite 198) oder in Broschüren an (siehe Infokasten).

Wer umstellen muss, sollte es bald tun

„Es gibt wirklich keinen Grund, noch länger zu warten“, rät Stehle mit Verweis auf die bessere digitale Bildqualität und die riesige Senderauswahl, die die moderne Digitaltechnologie biete. Allein die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten bieten zusammen 22 TV-Kanäle – viele, etwa ZDFneo oder Einsfestival, werden schon jetzt ausschließlich digital ausgestrahlt. Zudem lassen sich digital auch zahlreiche Radioprogramme in hoher Qualität empfangen, wenn man den Fernseher mit der HiFi-Anlage verbindet.

Wer bis zuletzt mit der Umrüstung wartet, so Stehle, müsse sogar mit Engpässen rechnen. Die Hersteller von Satelliten-Komponenten hätten keine große Lagerhaltung und die Handwerker volle Auftragsbücher. „Und wenn der Installateur aufs Dach muss, kann der Winter auch noch dazwischenfunken.“

Grundsätzlich kann die alte Schüssel auf dem Dach für den digitalen Empfang weiter genutzt werden. Bei älteren Schüsseln muss meist die Empfangseinheit, die so genannte LNB, ausgetauscht werden. „Wenn alles ersetzt werden muss“, sagt Stehle, könnten 300 bis 500 Euro an Materialkosten anfallen. „Wenn nur die LNB ausgetauscht wird, kommt es deutlich billiger.“ Der analoge Receiver – auch Set-Top-Box oder Decoder genannt – muss dagegen immer durch ein Digitalmodell ersetzt werden. Die gibt es nach Auskunft des Fachhandels schon für unter 100 Euro. Wer ein Gerät mit eingebauter Festplatte zum zeitversetzten Fernsehen und mit anderen technischen Raffinessen möchte, kann natürlich auch mehr ausgeben.

Bei der Internationalen Funkausstellung IFA in Berlin bemüht sich die Branche derweil, die Zuschauer nicht nur zum rechtzeitigen Umrüsten der Empfangsanlage zu animieren, sondern auch neue Fernsehgeräte zu verkaufen. Allerdings ist der Empfang auch mit älteren möglich – es muss kein Flachbildschirm sein. Selbst Röhrenfernseher können digital-tauglich sein. Allerdings müssen sie eine Buchse für ein sogenanntes Scart-Kabel zur Verbindung mit dem Receiver haben. Und das brillante, hochauflösende Fernsehen gibt es eben nur mit einem Gerät mit HD-Label.

Hersteller erhoffen sich Verkaufsimpulse

Die Hersteller erhoffen sich von der Umstellung deshalb ein kleines Konjunkturprogramm, das sie gut gebrauchen könnten. „Nach der IFA rechnen wir mit Impulsen durch die Analogabschaltung“, sagt ein Sprecher der Zirndorfer Metz-Werke. Auch beim Nürnberger TV-Gerätehersteller Grundig Intermedia hofft man auf einen Schub schon im Weihnachtsgeschäft.

Bei einem anderen Grundig-Unternehmen sorgt die Umstellung derweil längst für Hektik: Die Grundig Sat Systems GmbH produziert „seit Monaten zweischichtig“ Komponenten für Satellitenanlagen, sagt Fred Hübner, Vorsitzender der GSS-Geschäftsführung. „Aber wenn alle erst im nächsten Jahr kommen, gibt es ein Chaos.“

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