"Peterlesboum Revival Band" gastiert in der Bürgerhalle

28.1.2015, 09:44 Uhr
Schlager mit Nürnberger Texten, das machten in den 60er Jahren die Peterlesboum. Damit die skurillen Stücke weiterhin auf die Bühne finden, haben sich fünf Männer zur "Peterlesboum Revival Band" zusammengeschlossen.

© Ulrich Rach Schlager mit Nürnberger Texten, das machten in den 60er Jahren die Peterlesboum. Damit die skurillen Stücke weiterhin auf die Bühne finden, haben sich fünf Männer zur "Peterlesboum Revival Band" zusammengeschlossen.

Unvergessen sind sie, die legendären fränkischen Peterlesboum aus Nürnberg, Willi Händel und Karl Vogt, die von den 60ern bis in die 80er Jahre hinein mit Schlagern aus den 60er Jahren und fränkischen Texten Furore machten.

Fünf Musiker um Yogo Pausch hatten sich vor 20 Jahren zusammengetan, um die Kunstform der Peterlesboum wieder aufleben zu lassen. Mit nur einem kleinen aber feinen Unterschied: Die Peterlesboum ließen die Musik, wie sie war, und machten neue Texte dazu, die Revival-Band nahm diese Texte und arrangierte die Musik neu. Dazu kamen als passende Ergänzungen eigene Stücke.

Yogo Pausch (Schlagzeug, Percussion, Gesang), Conny Wagner (Gesang, Trompete), Uwe Kamolz (Gitarre, Gesang), Budde Thiem (Piano, Gesang) und Norbert Meyer-Venus (Bass, Gesang) lieferten in der ausverkauften Bürgerhalle von Jazz bis Rock, von Tanzmusik bis Klassik alles, was das Herz begehrt. Sie spielten – im besten Sinn – drauflos, so dass sich beim Publikum ganz schnell beste Stimmung einstellte.

Da war auch textlich alles dabei: Von Tiefsinn bis Blödsinn, oft auch aktuell, stets originell, charmant präsentiert und manchmal herrlich skurril. Dazu gesellte sich ein liebevoller Hauch Nostalgie und eine gehörige Portion Humor: fränkisches Musikkabarett vom Feinsten.

Die besonderen fränkischen Befindlichkeiten nahmen natürlich eine zentrale Stellung ein. Das fränkische Bier als Allheilmittel steht dabei ständig im Raum, der „weiße Bressagg schmeggd su goud“, Cholesterin hin, Blutdruck her, und „Leberkees“ und natürlich die „Bradwärschd“ lassen keinen Zweifel aufkommen – das kann alles nur im Paradies vorkommen, im fränkischen, versteht sich.

So ganz und gar nicht idyllisch dann die Mann-Frau-Konstellation beim Autofahren, speziell beim Parkplatzsuchen: Die Hello-Dolly-Nummer wird dann kurz und bündig zu „Hald o, Doldi“, was etliche Konzertgäste zu kleinen „Kreischorgien“ hinriss. Von Conny Wagner darauf fränkisch-trocken die Frage: „Hobd Ihr wos gnummer?“

Könner am Werk

Die musikalische Reise ging von „Volare“, „Zwei kleine Italiener“ über „Help yourself“ bis hin zu beeindruckend interpretierten klassischen Zitaten Budde Thiems und fetzigen Rock-Soli von Uwe Kamolz. Erstaunlich auch die Tatsache, dass Meyer-Venus seinen Bass jederzeit zum Melodieinstrument machen kann. Apropos Melodie: Yogo Pausch, der „beste Schlagzeuger seiner Gewichtsklasse“, lieferte in „Däi Baa“ ein Trommelwerk der ganz besonderen Art. Dieses „klassische“ Franken-Lied ging bei der Revival-Band eine wunderbar stimmige Synthese mit dem Jazz-Evergreen „Take five“ ein und der schmale Mann an den Trommeln zauberte, dass es eine Freude war. Phänomenal, was er alles zum Schwingen und Klingen bringt. Wenns sein muss, auch zum Quietschen und Krächzen. Und moderiert hat er, ganz nebenbei, auch noch.

Conny Wagner als Trompeter und Sänger, von Pausch als „Gilbert Bécaud Nürnbergs“ bezeichnet, hatte, stets souverän, alles im Griff und gestand reumütig „Schuld is blous des waache Sofa“ und bei „My Way“ seine verzweifelte Situation als Club-Anhänger, der im Stau steht und im Radio die vermeintliche Katastrophe im Stadion erleben muss.

Der alten Tradition des „Filzlers“ in der Stammkneipe widmete er einen wehmütig-klagenden Trompeteneinsatz in „Mensch hob iech an Dorschd heid“. Nach mehreren Zugaben dann das Ende des über zweistündigen Programmes: „Sag mir quando, sag mir wann“ wurde zur Aufforderung „Zäich dei Gwand o und gäi hamm“.

Das Konzert war nicht nur eine sehr gelungene Hommage an die Peterlesboum-Originale, es war auch eine schöne Liebeserklärung an den fränkischen Dialekt mit seinen deftigen, aber auch zärtlichen Nuancen. Und natürlich an die „Bradwärschd“. Und das Bier.

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