100 Jahre Frauenwahlrecht: Feierstunde und Mahnung

17.1.2019, 13:10 Uhr
Die Frauen in der SPD-Fraktion trugen zur Feierstunde alle weiße Oberteile - genau wie die ersten Frauen in der Weimarer Nationalversammlung von 1919.

© Bernd von Jutrczenka/dpa Die Frauen in der SPD-Fraktion trugen zur Feierstunde alle weiße Oberteile - genau wie die ersten Frauen in der Weimarer Nationalversammlung von 1919.

In einer Feierstunde zum hundertsten Jahrestag des Frauenwahlrechts haben ehemalige Frauenministerinnen vor Rückschritten in der Gesellschaft gewarnt. Es werde wieder salonfähig, Frauenrechte und Chancengleichheit infrage zu stellen, sagte die frühere SPD-Ministerin Christine Bergmann. "Wir müssen aufpassen, dass der Zug nicht rückwärts fährt." Auch die frühere Bundestagspräsidentin und CDU-Ministerin Rita Süssmuth sagte: "Einmal Geschaffenes ist nicht von selbst schon etwas auf Dauer." Der nächste Schritt zu mehr aktiver Beteiligung der Frauen sei eine Demokratiefrage. Bergmann sprach sich für ein Paritätsgesetz für Listenaufstellungen und Direktmandate aus.

Am 19. Januar 1919 durften Frauen in Deutschland erstmals wählen. Bei der Wahl zur Weimarer Nationalversammlung nutzten weit über 80 Prozent ihr neues Recht, 37 Frauen wurden ins Parlament gewählt und stellten damit fast neun Prozent der Abgeordneten.

"Auch wenn Frauen längst in politischen Spitzenpositionen zu Hause sind: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer", mahnte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble am Donnerstag. Unverzichtbare Tätigkeiten wie Kindererziehung, Hausarbeit und Pflege müssten besser aufgeteilt werden - "eine weithin akzeptierte Erkenntnis, an deren Umsetzung Männer gelegentlich mit Nachdruck erinnert werden müssen", sagte Schäuble. Erst wenn Frauen und Männer wirklich frei entscheiden könnten, wo sie die Prioritäten in ihrem Leben setzen wollten, sei das Ziel erreicht. Mit Blick auf "die starken, selbstbewussten Frauen, die wir in diesem Land haben", habe er hier allerdings keine Bedenken.

SPD-Fraktion mit besonderer Sitzordnung

Die SPD hat die ersten Frauen in einem deutschen Parlament mit einer besonderen Aktion gewürdigt. In der Feierstunde saßen die Abgeordneten anders als sonst paritätisch, also Männer und Frauen immer abwechselnd. Die Frauen in der Fraktion trugen zudem alle weiße Oberteile - genau wie die ersten Frauen in der Weimarer Nationalversammlung von 1919. Mit ihren weißen Blusen fielen die gewählten Frauen zwischen den Männern in schwarzen Anzügen damals deutlich auf. Bei der SPD ging die Parität-Rechnung am Donnerstag nicht ganz auf: Von den 153 Abgeordneten sind 64 Frauen und 89 Männer.

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