21 Tote bei Anschlag und Geiselnahme in Tunesien

18.3.2015, 19:23 Uhr
21 Tote bei Anschlag und Geiselnahme in Tunesien

© REUTERS/Zoubeir Souissi

Bei einem blutigen Terroranschlag auf das Nationalmuseum im Herzen von Tunis sind mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Die Opfer stammten aus Deutschland, Polen, Italien und Spanien, sagte der tunesische Ministerpräsident Habib Essid am Mittwoch in der Hauptstadt Tunis. Ob es sich um einen oder mehrere getötete Deutsche handelt, sagte er nicht. Das Auswärtige Amt sagte dazu, man bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung.

Der Anschlag löste auch international Entsetzen aus und wurde scharf verurteilt. Täter in Uniformen hätten mit Schnellfeuergewehren 19 Menschen getötet, darunter 17 Touristen, erklärte Essid. Auch zwei Attentäter seien umgekommen. Laut Essid wurden auch 24 Menschen verletzt, darunter 22 Touristen. Nach drei Terroristen werde noch gefahndet.

Bewaffnete hatten am Mittag laut Essid auf dem Platz, an dem das Bardo-Museum und das Parlament liegen, willkürlich auf Touristen gefeuert und sie bis in das Museum verfolgt. Dort nahmen sie dann zahlreiche Urlauber als Geiseln. Die meisten der etwa 100 Besucher, die sich zu dieser Zeit im Museum aufhielten, konnten jedoch laut Innenministerium rechtzeitig vorher in Sicherheit gebracht werden.

Tunesische Sicherheitskräfte, die das Gebäude zunächst umstellt hatten, beendeten laut Staatsfernsehen am Nachmittag die Geiselnahme. Dabei starben nach Angaben des Senders Watanija zwei Terroristen und ein Polizist. Ob die übrigen Opfer bei dem Anschlag oder bei der Beendigung der Geiselnahme umkamen, war zunächst unklar.

"Die Terroristen endgültig ausschalten"

Präsident Béji Caïd Essebsi erklärte, ein „riesiges Unglück“ habe Tunesien heimgesucht. „Wir müssen mit einer Generalmobilmachung beginnen und die Terroristen endgültig ausschalten“, sagte er beim Besuch von Verletzten im Krankenhaus. Im Parlament, wo am Nachmittag Abgeordnete tagten, löste der Anschlag Schrecken und Chaos aus.

International stieß der Terroranschlag auf scharfe Kritik, führende Politiker sagten dem tunesischen Volk Unterstützung zu. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betonte, die Vereinten Nationen seien solidarisch mit den Menschen und den Behörden in Tunesien.

Auch Bundespräsident Joachim Gauck, Frankreichs Staatspräsident François Hollande und führende EU-Politiker zeigten sich entsetzt. Gauck sagte in einem Kondolenzschreiben an den tunesischen Präsidenten dem nordafrikanischen Land die weitere Unterstützung Deutschlands bei der Verbesserung der Sicherheitslage zu.

„Die Europäische Union und Tunesien werden sich nicht einschüchtern lassen, ob zu Hause oder im Ausland“, teilte EU-Ratspräsident Donald Tusk in Brüssel mit. Die EU stehe bereit, um der tunesischen Regierung beim Kampf gegen den Extremismus zu helfen. Ähnlich äußerte sich die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Die EU wolle Tunis beim demokratischen Wandel und bei Wirtschaftsreformen unterstützen. 

Wahlkampfpause in Polen

Die Identität der Toten war am Abend noch nicht genau geklärt. Die polnische Regierungschefin Ewa Kopacz geht davon aus, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit polnische Touristen umgekommen sind. „Das ist nahezu sicher“, sagte sie nach einer Sitzung des Krisenstabs in Warschau. Noch fehlten aber viele Informationen. „Unsere einzige präzise Information ist, dass 20 Menschen sicher sind und von polnischen Diplomaten betreut werden.“

Polen wolle den Teilnehmern der 36-köpfigen Reisegruppe, die zum Zeitpunkt des Anschlags im Bardo-Museum war, die vorzeitige Rückkehr nach Polen ermöglichen. Über das Schicksal mehrerer dieser Touristen gibt es noch keine Informationen. Drei wurden verletzt, sind aber nicht in Lebensgefahr.

Polens Präsident Bronislaw Komorowski kündigte an, er werde am Donnerstag den Wahlkampf für die Präsidentenwahlen im Mai aussetzen. Auch der nationalkonservative Kandidat Andrzej Duda kündigte wegen des Anschlags eine Wahlkampfpause ein.

Auch zwei Italiener seien verletzt worden, meldete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Einige der Touristen, die von dem Anschlag betroffen waren, waren vermutlich Passagiere der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere. Das Schiff „Costa Fascinosa“ habe im Hafen von Tunis geankert, teilte das Unternehmen mit. Einige Passagiere hätten an einer Tour durch die Stadt teilgenommen.

Medien des nordafrikanischen Landes hatten zuvor berichtet, unter den als Geiseln genommenen Touristen hätten sich auch Franzosen und Briten befunden. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.

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