50.000 Flüchtlingskinder zu Schuljahresbeginn erwartet

29.8.2015, 20:32 Uhr
Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband rechnet mit etwa 50.000 schulpflichtigen Flüchtlingskindern zum Schuljahresbeginn (Symbolbild).

© dpa / Carsten Rehder Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband rechnet mit etwa 50.000 schulpflichtigen Flüchtlingskindern zum Schuljahresbeginn (Symbolbild).

Bayerns Schulen stehen vor einer großen Aufgabe: Etwa 50.000 Flüchtlingskinder dürften bis zum Ende der Sommerferien in Bayern angekommen sein. Von dieser Zahl geht der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) aus. Viele der Neuankömmlinge sprechen kein Deutsch, sind traumatisiert und möglicherweise an einen geregelten Schulalltag nicht gewohnt, wenn sie dann erstmals zum Unterricht kommen. Um sie bestmöglich zu integrieren, fehlt es den Schulen an Personal und Geld, wie BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sagte. Die Schulen hätten «so gut wie keine» Ressourcen mehr.

BLLV fordert von der Regierung mehr Lehrer und mehr Geld. Davon können etwa Dolmetscher bezahlt werden. Um den Personalmangel auszugleichen, sollten zudem Realschul- und Gymnasiallehrer für Grund- und Mittelschulen nachqualifiziert werden. Da ein großer Teil der Flüchtlingskinder kein Deutsch spricht, seien vor allem Lehrer mit der Zusatzausbildung Deutsch als Zweitsprache gefragt, sagte Fleischmann. Auch das Kultusministerium sieht hier großen Bedarf.

Mangelnde Sprachkenntnis ist auch der Grund, weswegen die meisten der Kinder in Mittelschulen eingeschult würden, obwohl sie auch eine Realschule oder ein Gymnasium besuchen könnten. Um Sprachdefizite schnellstmöglich zu verbessern, kämen die Kinder zunächst in Übergangsklassen - sofern es an der Schule solche gibt.

147 zusätzliche Lehrer an Berufsschulen

Nach Angaben des Kultusministeriums sind an Berufsschulen für das kommende Schuljahr 147 zusätzliche Lehrer für Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge vorgesehen, in denen zunächst auch Sprachunterricht im Vordergrund steht. Jedoch handele es sich nicht um zusätzlich geschaffene Stellen. Vielmehr würden Lehrerstellen, die anderswo wegfallen, umgewidmet, sagte ein Sprecher. Die Zahl der Übergangsklassen an Grund- und Mittelschulen für schulpflichtige Flüchtlinge und Asylbewerber werde von 375 auf 470 erhöht.

Den Vorschlag des Erfurter Oberbürgermeisters Andreas Bausewein, die Schulpflicht für Flüchtlingskinder auszusetzen, hält Fleischmann für völlig falsch: «Der Schulbesuch hilft den Kindern und ist die beste Möglichkeit für Integration.»

Einfluss der Eltern

Damit die Integration gelingt, müssten vor allem die Eltern der einheimischen Kinder mit den Schulen an einem Strang ziehen. «Die Schule ist ein Spiegel der Gesellschaft.» Sprächen Eltern daheim abfällig über Flüchtlinge, täten das ihre Kinder auch in der Schule. Lehrer müssten da sofort einschreiten. Gerade Widerstand der Eltern bringe Lehrer in der ohnehin schwierigen Situation an ihre Grenzen.

Fällt etwa eine Flöten- oder Begabtenförderstunde aus, weil der Lehrer kurzfristig Deutschkurse für Flüchtlinge gibt, müssten Lehrer in ihren Mailpostfächern mit einer Flut an wütenden Protestbriefen rechnen. Für die Lehrer, die den gewohnten Unterricht abhalten und zugleich Flüchtlinge integrieren wollen, sei das zusätzlicher Stress.

Hier bittet Fleischmann um Verständnis. Denn die Flüchtlingsfrage sei «keine zweiwöchige Krise wie eine Überschwemmung, die dann wieder vorbei ist». Seitens der Schulen, der Lehrerverbände und des Kultusministeriums gebe es viele Ideen, wie die Situation verbessert werden könnte, sagte Fleischmann. Jedoch gehe das nicht von heute auf morgen.

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