Bundesagentur-Chef Weise: Offene Worte zum Abschied

1.3.2017, 12:57 Uhr
Seit 2004 Chef der Bundesagentur für Arbeit: Frank-Jürgen Weise.

© dpa Seit 2004 Chef der Bundesagentur für Arbeit: Frank-Jürgen Weise.

Eigentlich will Frank-Jürgen Weise an diesem Tag nicht Bilanz ziehen. Über die Arbeitslosenstatistik vom Februar 2017 - ja, das schon. Aber bitte nicht über seine 13 Jahre als Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit.  Dabei fiele diese Bilanz glänzend aus: Die Zahl der Arbeitslosen hat sich binnen eines Jahrzehnts quasi halbiert, unvorstellbar schien das noch vor einigen Jahren. Eine Teamleistung, sagt Weise - und schweigt.

Zweimal fragen die Journalisten nach - mit Erfolg: Weise spricht schließlich doch über die Vergangenheit. Zum Beispiel über die Hartz-Reformen. "Was ich schön fand, und das ist mit dem Namen Clement verbunden, ist, dass man uns eine Verfassung gegeben hat, die auf der einen Seite auf Erfolg, auf Ergebnisse zielt, auf der anderen Seite aber verträglich ist für die Menschen." Der damalige Wirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) war einer der Architekten der Agenda-2010-Reformen.

Reformen, die sich auszahlten, sagt Weise - auch bei der Bewältigung der Finanzkrise 2008/09, als das Kurzarbeitergeld Zehntausende vor dem Jobverlust bewahrte. Eine Gesamtleistung der Beschäftigten, des Personalrats und des Verwaltungsrats der Bundesagentur. "Das war eine einmalige Leistung, ein Stresstest unserer ganzen Anstrengungen, die BA zu verändern."

Auch über die dunklen Stunden spricht Weise. "Was ich als schlimm empfinde, ist, dass Menschen bei uns im Dienst getötet, umgebracht worden sind." Wiederholt war es zu Attacken in Arbeitsagenturen oder Jobcentern gekommen, bei denen Mitarbeiter ihr Leben verloren. Auch Beschimpfungen der Bundesagentur-Beschäftigten erfüllten ihn mit Sorge, sagt der scheidende Behördenchef.

Weise ist seit 2002 im Vorstand der Bundesagentur, 2004 wurde er Chef der Behörde. Der Vertrag des 65-Jährigen läuft Ende März aus. Weise bleibt der Bundesregierung aber als Koordinator der Flüchtlingspolitik erhalten.

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