Can Dündar: "Freilassung von Yücel bedeutet gar nichts"

16.2.2018, 16:56 Uhr
Can Dündar, ehemals Chefredakteur der Tageszeitung Cumhuriyet, der jetzt in Berlin im Exil lebt, befürchtet negative Folgen nach der Freilassung des Korrespondenten Deniz Yücel.

© Arne Dedert/dpa Can Dündar, ehemals Chefredakteur der Tageszeitung Cumhuriyet, der jetzt in Berlin im Exil lebt, befürchtet negative Folgen nach der Freilassung des Korrespondenten Deniz Yücel.

"Die Freilassung von Deniz Yücel wird negative Konsequenzen auf die Pressefreiheit haben, weil Erdogan nun weiß, dass es möglich ist, über inhaftierte Journalisten zu verhandeln", sagte der in Berlin im Exil lebende Ex-Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet der Deutschen Presse-Agentur. "Erdogan hat etwas als Gegenleistung dafür bekommen, wir wissen nur noch nicht, was. Also warum sollte er nicht noch weitere Journalisten festnehmen lassen?"

Dündar lebt seit dem Sommer 2016 in Deutschland. Der ehemalige Chefredakteur der Tageszeitung Cumhuriyet hatte nach einem Bericht über eine Waffenlieferung des türkischen Geheimdienstes an islamistische Milizen in Syrien wegen Spionage drei Monate in der Türkei im Gefängnis gesessen.

Deutsche Öffentlichkeit muss Druck machen

Verantwortlich für die Freilassung Yücels ist nach Dündars Überzeugung eine Entscheidung der türkischen Regierung. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe darum gebeten, daraufhin habe der türkische Präsident entschieden, Yücel freizulassen. "So funktioniert das Rechtssystem in der Türkei." 

Deutschland hätte sich nach Dündars Ansicht besser für einen Rechtsstaat in der Türkei einsetzen sollen, statt nur einen Einzelfall zu lösen. Für die Pressefreiheit in seinem Heimatland bedeute die Entscheidung von diesem Freitag nichts. In der Türkei seien immer noch mehr als 100 Journalisten hinter Gittern. "Ich hoffe, die deutsche Regierung und die deutsche Öffentlichkeit machen weiter Druck für sie."

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