Gesprächsrunde in Erlangen

Ein Bundespräsident, der genau zuhört: Steinmeier in unserer Redaktion

Alexander Jungkunz

E-Mail zur Autorenseite

8.11.2023, 18:55 Uhr
Ankunft vor der Redaktion: Chefredakteur Michael Husarek begrüßte den Bundespräsidenten in Erlangen.

© Hans-Joachim Winckler, NNZ Ankunft vor der Redaktion: Chefredakteur Michael Husarek begrüßte den Bundespräsidenten in Erlangen.

Zuhören, eine Region besser kennenlernen, im Gespräch die Standpunkte anderer einfangen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzt auf diese Art der Kommunikation. Wenn er unterwegs ist, dann gehören nicht nur meist dicht gedrängte Termine in Unternehmen, Universitäten oder anderen Einrichtungen dazu, sondern oft auch der Austausch mit Medienvertretern der Region.

"Werkstatt des Wandels"

Daher kam Steinmeier nun zum Abschluss seines halbtägigen Besuches in Erlangen auch in unsere Lokalredaktion in der Universitätsstadt.

Eine knappe Stunde Austausch in unserer Erlanger Lokalredaktion: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Gespräch mit NN-Chefredakteur Michael Husarek (rechts) und Alexander Jungkunz (2. von links), daneben Oliver Schmolke, Abteilungsleiter Inland, und Alexander Dubnitzki, Leiter des Persönlichen Büros des Bundespräsidenten.  

Eine knappe Stunde Austausch in unserer Erlanger Lokalredaktion: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Gespräch mit NN-Chefredakteur Michael Husarek (rechts) und Alexander Jungkunz (2. von links), daneben Oliver Schmolke, Abteilungsleiter Inland, und Alexander Dubnitzki, Leiter des Persönlichen Büros des Bundespräsidenten.   © Hans-Joachim Winckler, NNZ

Zuvor hatte er die Zentrale von Siemens Healthineers besucht, der Gesundheitssparte des Konzerns. Auch ins Digital Health Hub – Medical Valley EMN e.V. führte seine Tour. Sie gehört zu Steinmeiers Besuchsreihe „Werkstatt des Wandels“. In deren Rahmen richten das Staatsoberhaupt und sein Stab den Blick auf „Orte gelingender Transformation, die ermutigende Beispiele für einen erfolgreichen Umbau von Wirtschaft und Arbeitswelt sind und die Chancen der anstehenden Veränderungen für die Gesellschaft wie für jeden Einzelnen aufzeigen“ – so beschreibt das Präsidialamt die Absicht der Reihe.

Es geht also auch ums Mut machen in schwierigen Zeiten; das betonte Steinmeier zum Auftakt seines knapp einstündigen Besuchs in den Räumen der Redaktion der „Erlanger Nachrichten“. Mit dem Bundespräsidenten und seinem Team sprachen NN-Chefredakteur Michael Husarek, NN-Chefpublizist Alexander Jungkunz und Stefan Mößler-Rademacher, der Leiter unserer Lokalredaktion Erlangen.

Gefährlicher Trend des Nachrichten-Verzichts

Steinmeier berichtete eingangs von einem neuen Trend, der zu beobachten sei: davon, dass immer mehr Menschen angesichts der Flut von negativen Nachrichten in diesen Zeiten der Mehrfach-Krise auf den Konsum von Medien verzichten. Ein Zustand, der ihm zu schaffen macht – denn ohne die Basis gemeinsam vorhandener Informationen sei ein Dialog schwer möglich, wenn einem Partner das Wissen fehle, dass andere haben. Nachrichten meiden - das sei daher auch gefährlich für die Demokratie.

Sein Besuch in Erlangen habe ihm gezeigt, dass die Bundesrepublik mit ihren Innovations-Laboren alle Chancen für eine gute Zukunft habe. Gerade in einem alternden Land mit wachsendem Fachkräftemangel sei moderne Technik etwa in der Altenpflege überlebensnotwendig. Was er da in Erlangen gesehen habe, sei ermutigend gewesen.

"Ortszeit Deutschland"

Bisher führten ihn seine Reisen in deutsche Regionen vor allem in die neuen Bundesländer, wo er sich im Rahmen der Reihe „Ortszeit Deutschland“ meist drei Tage lang aufhielt, um einen Ort intensiv zu erfahren und die Sorgen der Menschen kennenzulernen. Was er da erlebte, habe ihm Hoffnung gemacht, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger weiter offen sind für den demokratischen Austausch von Argumenten und sich nicht den populistischen Kräften im Land anschließen wollen.

Auf die Frage, wie er die Ergebnisse des jüngsten Bund-Länder-Treffens bewerte, auf dem Kanzler und Ministerpräsidenten ein Paket zur Senkung der Flüchtlingszahlen beschlossen hatten, mahnte Steinmeier alle Beteiligten zu konstruktiver Weiterarbeit: Wenn die Ergebnisse nun von manchen klein geredet und kritisiert würden, sei das bedenklich für das ohnehin angeschlagene Vertrauen in die Parteien. Daher wünsche er sich, dass die Beschlüsse nun erst einmal umgesetzt werden.

Was der Bundespräsident im Medical Valley alles erlebt hat und was ihn bei Siemens Healthineers am meisten anrührte, erfahren Sie in unserem Hintergrundartikel bei nn.de

Verwandte Themen


Keine Kommentare