Ein Lebemann macht Karriere bei EADS

4.6.2012, 12:02 Uhr
Ein Lebemann macht Karriere bei EADS

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Was die anderen von ihm denken, kratzt Arnaud Lagardère wenig. Er sei ein unreifer Lebemann und von Beruf Sohn, der das Lebenswerk seines Vaters Jean-Luc Lagardère, einer der Mitbegründer des EADS-Konzerns, verspielt? Nein, erwidert der gebräunte 51-Jährige - er habe nur andere Interessen: Sport, vor allem Formel 1 und Tennis, und seine neue Freundin.

Er mache sich und sein Unternehmen lächerlich mit der demonstrativen Turtelei mit dem 30 Jahre jüngeren belgischen Model Jade Foret? Privates Glück stärke ihn auch beruflich, gibt Lagardère zurück. "Jade erfüllt mich", sagt er über die jugendliche Schönheit, die ihn einen halben Kopf überragt. Im September erwarten sie ein Kind, nachdem Lagardère bereits Vater von zwei Söhnen ist. Auch die Heirat, für ihn die zweite, steht "sehr bald" an.

Bekannt gab er diese freudigen Nachrichten bei der Hauptversammlung seines Medien- und Verlagskonzerns Anfang Mai, den er kontrolliert, obwohl er nur zehn Prozent daran hält. Den Aktionär, der ihn nach seinem Privatleben befragt hatte, lud er prompt zur Hochzeit ein, ganz der lässige Kumpel-Chef ohne Allüren, als der er sich gerne gibt. Und die anderen applaudierten - trotz enttäuschender Geschäftszahlen und Börsenkurse. 2011 machte die Lagardère-Gruppe einen Verlust von 707 Millionen Euro, hauptsächlich verursacht durch sein Steckenpferd, die 2006 gegründete Sport-Branche "Lagardère Unlimited".

Kein Vollblut-Geschäftsmann

Fragen nach seiner schwierigen persönlichen finanziellen Situation wehrte er ab: Das bringe das Unternehmen nicht in Gefahr. Lagardère gilt nicht als Vollblut-Geschäftsmann wie sein Vater und auch dessen Begeisterung für die Luft- und Raumfahrt hat er nicht geerbt. Jean-Luc Lagardère hatte sich an die Spitze des Rüstungs- und Flugkonzerns Matra gearbeitet, der mit Aerospatiale fusionierte und dann einging in EADS, dem er als Co-Verwaltungsratschef vorsaß. 1980 gründete er die Lagardère-Gruppe, die er zu einem der größten europäischen Medien- und Verlags-Imperien ausbaute.

Nach seinem plötzlichen Tod 2003 musste der Junior ran. Ausgesucht hat sich Arnaud Lagardère das nicht, der regelmäßig bei Sitzungen des Verwaltungsrates fehlt. Bislang war er dort Mitglied. Ab der Hauptversammlung am 31. Mai wechselt er allerdings für fünf Jahre an dessen Spitze und folgt damit auf den deutschen Daimler-Manager Bodo Uebber, während der bisherige Airbus-Chef Tom Enders den Franzosen Louis Gallois als EADS-Chef ablöst. Gleich bei der ersten Versammlung sorgte Lagardère allerdings für einen Eklat - und tauchte einfach nicht auf.

Die Rotation hatten 2007 Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy vereinbart, ein enger Vertrauter Lagardères. Dieser wird nicht nur den eigenen Konzern vertreten, der einen Anteil von 7,5 Prozent an EADS hält, sondern auch den französischen Staat, der mit 15 Prozent der größte Einzelaktionär ist, aber aus vertraglichen Gründen keinen eigenen Vertreter in den Verwaltungsrat schicken darf.

In Paris war diese Besetzung umstritten, zumal Lagardère angekündigt hat, bis 2014 seine EADS-Aktien verkaufen zu wollen. Ein anzügliches Liebes-Video für ein belgisches Magazin mit Jade Foret besserte sein Image eines unseriösen Leichtmatrosen nicht auf. Doch als daraufhin selbst ein Mitglied der Lagardère-Führungsriege anonym in der Wirtschaftszeitung "La Tribune" Zweifel an seiner Eignung äußerte, verklagte er zwei Journalistinnen. Mit ihm sei fortan zu rechnen, kündigte er seinen Mitarbeitern an: "Ihr werdet mich, glaube ich, hier noch sehr, sehr lange sehen." Eine Drohung oder ein Versprechen?

 

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