Erdogan kündigt neue Militäroffensive in Nordsyrien an

13.12.2018, 16:20 Uhr
Türkische Panzer stehen an der Grenze zu Syrien - nun plant die Türkei erneut eine Offensive auf die Kurden-Milizen in Syrien.

© dpa/ Lefteris Pitarakis Türkische Panzer stehen an der Grenze zu Syrien - nun plant die Türkei erneut eine Offensive auf die Kurden-Milizen in Syrien.

Sie werde in einigen Tagen beginnen, sagte er am Mittwoch während einer Rede vor Vertretern der Verteidigungsindustrie in Ankara. Erdogan zufolge will die Türkei nun auch östlich des Euphrat-Flusses aktiv werden, um dort die Menschen "vor der separatistischen Terrororganisation" YPG zu "retten". Das würde das türkische Militär in das militärische Einflussgebiet der USA führen und einen zentralen Konflikt mit Washington verschärfen. Die YPG ist in der Gegend ein wichtiger Partner der USA im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Die nur in Syrien aktive Miliz steht der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe. Die Türkei betrachtet beide gleichermaßen als Terrororganisationen. In der EU und den USA steht jedoch nur die PKK auf der Terrorliste. Erdogan beschuldigte die USA, die Terroristen zu beschützen. Es seien amerikanische Soldaten "unter die Terroristen gemischt und platziert" worden, damit die Türkei "von ihrem Recht auf Selbstverteidigung" keinen Gebrauch machen könne. Erdogan fügte aber hinzu: "Unser Ziel sind keineswegs die amerikanischen Soldaten, sondern die Mitglieder der Terrororganisation, die in der Region aktiv sind. Das will ich besonders betonen." Erdogan hatte bereits mehrfach mit einer Ausweitung der Militärpräsenz in Nordsyrien gedroht. Während einer Syrienkonferenz in Istanbul Ende Oktober hatte er gesagt, dass er keine "Terrororganisationen" an der Grenze der Türkei dulden werde. Bisher kontrolliert die Türkei nur Gebiete westlich des Euphrats.


 Kommentar zur türkischen Militäroffensive gegen die kurdischen Kämpfer


Nach der türkischen Drohung mit einer neuen Militäroffensive im Norden Syriens haben die dortigen Kurden eine Generalmobilmachung verkündet. Der Führungsrat der kurdischen Selbstverwaltung in der Region rief alle Syrer auf, sich geschlossen gegen die "imperialistische Politik" der Türkei zu stellen, wie es in einer Erklärung am Mittwochabend hieß. Zugleich forderte er Syriens Regierung auf, gegen die türkische Drohung Position zu beziehen.

Die USA lehnen eine weitere Militäroffensive der Türkei gegen kurdische Truppen im Nordosten Syriens entschieden ab. "Eine einseitige Militäroffensive in Nordostsyrien von jeglicher Seite ist sehr bedenklich, besonders, weil sich US-Truppen dort oder in der Nähe aufhalten könnten", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Sean Robertson, in einer Stellungnahme am Mittwoch (Ortszeit). Ein solcher Schlag wäre "inakzeptabel".

Kurden als "zuverlässige Partner"

Die von Kurden angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) seien ein "zuverlässiger Partner" im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), sagte Robertson weiter. Die USA seien der Sicherheit der türkischen Grenze verpflichtet. "Wir sollten und dürfen Isis in dieser kritischen Situation keine Atempause erlauben, sonst setzten wir die bedeutenden Gewinne aufs Spiel, die wir mit unseren Koalitionspartnern gemacht haben und riskieren ein Wiederaufleben von Isis", sagte der Pentagon-Sprecher. Er nutzte dabei mit "Isis" eine englische Abkürzung für den IS. Im Jahr 2016 hatte die Türkei in der Offensive "Schutzschild Euphrat" in der Umgebung des syrischen Orts Dscharabulus den IS von der Grenze vertrieben, aber auch die YPG bekämpft. Anfang des Jahres hatten von der türkischen Armee unterstützte Rebellen in einer Offensive gegen die YPG die kurdisch geprägte Grenzregion Afrin eingenommen.

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