"Familienarbeit ist kein Gedöns, sondern wichtig"

25.9.2012, 13:00 Uhr

© Wolfgang Dressler

Zum Auftakt der bundesweiten „Woche der Müttergesundheit“ war die First Lady und langjährige NZ-Redakteurin besonders gern in ihre ehemalige fränkische Heimat gekommen. Der malerisch am Waldrand gelegene Lindenhof ist eine Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt mit 82 Betten für 32 Mütter und 50 Kinder. Ausgeschnitzte Kürbisse, aufgereiht auf einer Mauer, haben hier fast schon den Spätherbst eingeläutet.

Als der Wagen mit Daniela Schadt vorfährt, wird sie von einem ganzen Tross begrüßt. Der Bürgermeister der Stadt ist gekommen, die Kuratoriumsvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Marlene Rupprecht sowie die Leiterin der AWO-Seenlandklinik heißen sie willkommen. Doch Daniela Schadt steuert nach einigen Sätzen schnurstracks auf eine Gruppe von Müttern zu, die vor dem Haus sitzt. „Sie sehen ja schon gut erholt aus“, lobt sie die Frauen und kommt gleich mit ihnen ins Gespräch. Aber der Zeitplan ist eng. Erst soll eine Führung stattfinden. Sie sei erfreut über den „erstaunlich umfangreichen Empfang“, sagt Schadt und gesteht, dass ihr letzter Besuch in Gunzenhausen schon einige Zeit zurückliege. Dass sie der Tradition früherer Bundespräsidentengattinnen gefolgt ist und die Schirmherrschaft übernommen habe, sei eine ganz große Ehre für das MGW, betont SPD-Politikerin Marlene Rupprecht einmal mehr.

Der Schwerpunkt des Müttergenesungswerks ist die Gesundheit, erläutert Daniela Schadt. „Und da Eltern nun mal keine Automaten sind, sondern vielen Belastungen, wie Beruf oder Pflege von Familienangehörigen ausgesetzt sind bis hin zum Burnout“, sei ein Ort wie der Lindenhof „ein Rückzugsraum, in dem Mütter neue Kraft tanken und durchstarten können“. Besonders erfreut es Daniela Schadt, dass auch Väter vom MGW betreut werden. „Familienarbeit ist eben kein Gedöns, sondern eine wichtige Aufgabe“, sagt die First Lady und spricht vom „Familiengenesungswerk“.

Auf einer Wiese macht eine Qi– Gong–Gruppe Übungen. Acht Frauen bewegen sich wie in Zeitlupe und völlig synchron. Daniela Schadt schaut fasziniert zu. Zweimal wöchentlich würde dieser Kurs angeboten und von den Müttern sehr geschätzt, erläutert Anna Dörrfuß, die Leiterin der AWO-Seenlandklinik. Das Therapieprinzip ihrer Klinik ist ganzheitlich. Körper und Seele werden mithilfe der traditionellen chinesischen Medizin in Einklang gebracht. Dabei stehe es den Müttern und Kindern frei, welche Therapieangebote sie annehmen. „Mütter wollen nicht die Herrschaft der Experten, sondern mitbestimmen“, sagt Dörrfuß. Auch die Kinder werden im Lindenhof nicht starr in Altersgruppen eingeteilt, sondern ihren Neigungen entsprechend betreut.

In einem Therapieraum soll eine Mutter-Kind-Massage demonstriert werden. Das kleine Mädchen fängt an zu weinen, als es die vielen fremden Menschen und Fotografen sieht. Daniela Schadt geht in die Hocke und spricht tröstende Worte. Sie selbst hat zwar keine Kinder, „aber Nichten und viele Kinder um sich herum“, wie sie sagt. Ihr gutes Zureden wirkt. Das Mädchen lässt sich beruhigen und von seiner Mama und einem Therapeuten vor dem Publikum an Armen und Händen massieren.

Am Ende lobt die First Lady, dass im Lindenhof Mütter und Kinder „in kein festes Korsett hineingepresst werden“ und „kein Therapieplan am Reißbrett entworfen wird“. Und für einen Besuch bei den ehemaligen Kollegen in der NZ war nach dem Termin dann auch noch Zeit.

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