G8 oder G9? Wirtschaft plädiert für zweigleisiges Gymnasium

26.2.2017, 08:00 Uhr
G8 oder G9? Wirtschaft plädiert für zweigleisiges Gymnasium

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"Aus Sicht der vbw sollte es keine generelle Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium geben. Ziel muss es sein, allen Schülern flächendeckend an allen Gymnasien in Bayern echte Wahlmöglichkeiten hinsichtlich der Schulzeit zu eröffnen" erklärt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Ab 2018 sollten Gymnasien dann selbst entscheiden, ob sie lieber acht oder neun Jahre anbieten wollen.

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sieht hier die Chancen des deutschen Schulsystems. Durch individuelle Bildungsangebote könnten demnach die unterschiedlichen Talente am besten gefördert werden. Aus diesem Grund befürwortet die vbw auch das Konzept der rhythmisierten Ganztagsschulen, bei denen der Schulalltag an die Bedürfnisse der Schüler angepasst wird.

Auch der Gewerkschaftsbund setzt sich für einen flächendeckenden Ausbau von Ganztagsschulen ein. Das war es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Der DGB wünscht sich nämlich das G 9 zurück – und zwar komplett und nicht als Parallelversion. Bei dem Parallelbetrieb von G 8 und G 9 an Schulen sei das Bildungschaos schließlich schon programmiert.


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Schon früh ausgebrannt

Als Grund für die gewollte Rückkehr zum G 9 nennt der Gewerkschaftsbund die hohe Belastung durch die verkürzte Schulzeit: "Wenn junge Menschen schon ausgebrannt in ihr Studien- und Berufsleben starten, stimmt an den bayerischen Schulen etwas nicht." Die Gewerkschaften fordern stattdessen eine komplette Reform des Gymnasiums, quasi ein neues G 9. Der DGB plädiert für einen einheitlichen Reformvorschlag des Kultusministeriums für alle bayerischen Schulen.

Dabei sollten die Lehrpläne überarbeitet werden und die Schulen personell und baulich besser ausgestattet werden. "Dafür muss der Freistaat mehr Geld bereitstellen", erklärt der Gewerkschaftsbund in einer Pressemitteilung. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sieht dagegen die Kritik am G 8 als unberechtigt an. Schon aus wirtschaftlicher Sicht biete ein achtjähriges Gymnasium einige Vorteile.

Zum einen seien die Schüler jünger, wenn sie Abitur machen. Sie stünden dann, gerade auch in Kombination mit der Bachelor-Reform, dem Arbeitsmarkt früher zur Verfügung. "Das ist ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung", so Hauptgeschäftsführer Brossardt.

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Kreativität fördern

Zum anderen entkräftet er auch den Vorwurf, dass Schüler durch die G 8-Reform weniger kreativ seien. Auch wenn die jungen Leute den Unterrichtsstoff in kürzerer Zeit lernen müssten, könnten Lehrer durch zukunftsorientierten Unterricht Kreativität fördern.

Zu guter Letzt kritisieren vor allem Eltern, dass die G 8-Schüler schlechter im Abitur abschneiden, ihnen Sozialkompetenzen fehlen und sie dadurch ungenügend auf das Studium vorbereitet werden. Nicht ohne Grund bieten immer mehr Universitäten Kurse an, mit denen sich Schüler auf das Studium vorbereiten können.

Doch nach aktuellen Statistiken unterscheiden sich die Abiturergebnisse der beiden Schulformen nicht voneinander. Rund ein Drittel der G 8- Absolventen schließt laut Brossardt die Schule mit einer Eins vor dem Komma ab. Er ist zudem der Meinung, dass die G 8-Schüler genauso gut oder sogar noch besser auf die Hochschule vorbereitet sind, weil die Studien- und Berufsorientierung am G 8 noch gestärkt worden sei.

In den kommenden Wochen wird die bayerische Regierung ihre Entscheidung treffen. Dann wird sich zeigen, ob das achtjährige Abitur noch eine Chance hat oder ob es nach nur sieben Jahren endgültig abgeschafft wird.

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