Gaffen wird zur Straftat: Politik hofft auf Signalwirkung

12.5.2017, 18:41 Uhr
"Katastrophalen Zustände" am Montag auf der A6: Nach einem Unfall versammelten sich rund 80 Schaulustige, um den Einsatzkräften zuzusehen.

© NEWS5 / Grundmann "Katastrophalen Zustände" am Montag auf der A6: Nach einem Unfall versammelten sich rund 80 Schaulustige, um den Einsatzkräften zuzusehen.

Mit den Gesetzesverschärfungen zog die Länderkammer die Konsequenz aus der Sensationslust von Autofahrern und Passanten, die bei schweren Unfällen das Geschehen aus nächster Nähe beobachten oder mit Smartphones aufnehmen und Rettungskräften den Weg versperren.

Pistorius verwies auf einen besonders gravierenden Fall, bei dem zwei Männer in Bremervörde bei einem Verkehrsunfall mit zwei Toten tätlich gegen die Helfer geworden seien, als sie vom Unfallort verwiesen wurden. Die Behinderung von Helfern führe nicht selten dazu, dass wertvolle Sekunden verstrichen und die Hilfe für die Opfer zu spät kommen könne, sagte der SPD-Politiker. Das menschenverachtende Verhalten vieler Gaffer werde nicht mehr hingenommen. "Das gilt auch wenn Gaffer Privatpersonen dabei behindern, Unfallopfern zu helfen." Das Gesetz sei notwendig, weil es bislang nur schwer möglich gewesen sei, Gaffer zu belangen. Teil des neues Gesetzes ist eine Verschärfung der Strafen bei Angriffen auf Polizisten, Sanitäter oder Feuerwehrleute.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann erhofft sich von der Entscheidung eine Signalwirkung, wie das Ministerium am Freitag mitteilte. Im Freistaat sollen noch in diesem Sommer mobile Sichtschutzwände gegen Gaffer getestet werden. Erst am Montag hatten etwa 80 Gaffer auf der Autobahn 6 bei Roth in Mittelfranken nach mehreren Lkw-Auffahrunfällen mit einem Schwerverletzen die Arbeit der Retter stark behindert.

Ein Polizeisprecher sprach von "katastrophalen Zuständen". Die Gaffer hätten teils direkt im Unfallbereich versucht, Foto- und Filmaufnahmen zu machen. Die Polizei musste die Unfallstelle absperren, um die Schaulustigen zurückzudrängen. Bei Verkehrsunfällen zähle oftmals jede Minuten, um Leben zu retten, sagte Herrmann. Eingeklemmte Schwerstverletzte müssten "Höllenqualen" durchstehen. "Umso abstoßender ist es, wenn andere durch ihr Gaffen die Arbeit der Rettungskräfte behindern, nur um ihre Sensationsgier zu befriedigen." Nach Ansicht des Ministers hat dieser Trend mit der "Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken im Internet zu tun".

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