"Schwierig, zu kontrollieren"

Geht an der Realität vorbei - bayerische Polizei ahndet Cannabis Verstöße selten teuer

Stefan Besner

Online-Redaktion

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18.4.2024, 08:29 Uhr
Eine Frau hält einen Joint mit Cannabis in der Hand.

© Annette Riedl/Annette Riedl/dpa Eine Frau hält einen Joint mit Cannabis in der Hand.

Die von der Staatsregierung bewusst hoch angesetzten Bußgelder bei Verstößen gegen das Cannabis-Gesetz werden im Freistaat bisher nur selten ausgesprochen. Im Schnitt gab es in ganz Bayern bislang nur drei Verstöße pro Tag, die vom neuen Bußgeldkatalog erfasst werden: Wie das Innenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, registrierte die Polizei seit dem Inkrafttreten des Gesetzes am 1. April insgesamt 45 Ordnungswidrigkeiten, etwa wegen Kiffens in sogenannten Konsumverbotszonen.

500 Euro Bußgeld bei Verstoß

Nachdem die Berliner Ampel-Regierung die Teil-Legalisierung von Cannabis durchgesetzt hatte, auch gegen den Widerstand Bayerns, erarbeitete der Freistaat einen Bußgeldkatalog für die vom Bund festgelegten Ordnungswidrigkeiten. Bayerns Gesundheitsministerium legte darin hohe Bußgelder fest. Wer in Fußgängerzonen zwischen 7.00 und 20.00 Uhr Cannabis konsumiert, muss beispielsweise mit einem Bußgeld von 500 Euro rechnen. Die gleiche Summe droht beim Kiffen in Sichtweite einer Schule oder eines Kinderspielplatzes.

Der stellvertretende Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in Bayern, Thorsten Grimm, hatte vergangene Woche viel Unklarheit bei der Auslegung der Gesetze beklagt: "Die Kollegen befinden sich in einer großen Blase der Unsicherheit." Es scheine auch auf Konsumentenseite unklar zu sein, wo gekifft werden dürfe und wo nicht. "Das macht es auch für die Polizei so schwierig, zu kontrollieren", sagte Grimm.

Geht an der Realität vorbei

Ähnlich äußerte sich die Gewerkschaft der Polizei in Bayern. Besonders die Abstandsregularien zu Kinder- und Jugendeinrichtungen seien von der Bundesregierung nicht durchdacht, kritisierte der Landesvorsitzende Florian Leitner. Diese seien schlichtweg nicht zu kontrollieren und gingen an der Realität des Polizeialltags vorbei.

Zuletzt hatte der Freistaat angekündigt, weitere Kiff-Verbote für konkrete Bereiche zu erlassen. Verboten werden soll demnach das Kiffen auf Volksfesten und in Biergärten. Auch im Englischen Garten und dem Hofgarten Bayreuth soll das Kiffen gänzlich untersagt sein.

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