Handyverbot am Steuer gilt bald auch für Tablets

18.11.2016, 16:11 Uhr
Handyverbot am Steuer gilt bald auch für Tablets

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Jeder zehnte deutsche Autofahrer telefoniert oder tippt Nachrichten auf dem Handy, während er über die Autobahn rast. Das haben kürzlich Verkehrspsychologen der TU Braunschweig herausgefunden. Diese Zahlen haben offenbar auch Verkehrsminister Alexander Dobrindt aufgeschreckt: Der CSU-Politiker will das Handyverbot am Steuer auf andere Geräte wie Tablets und E-Book-Reader ausweiten und gleichzeitig die Bußgelder erhöhen. Das geht aus Gesetzesplänen hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen und über die zuerst die Bild-Zeitung berichtet hatte.

Klar ist nämlich bislang nur: Wer während der Fahrt mit dem Mobiltelefon am Ohr erwischt wird, muss ein Bußgeld zahlen. Doch das Schreiben einer SMS oder die Nutzung eines Tablets ist in der Straßenverkehrsordnung bislang nicht ausdrücklich verboten - das möchte Dobrindt nun ändern. "Jedem muss klar sein: Wenn er heute im Auto mit Handy oder Tablet hantiert, eine SMS schickt oder E-Mails schreiben will, dass er im Blindflug unterwegs ist und damit nicht nur sich sondern auch viele andere gefährdet", erklärte Dobrindt am Freitag in Frankfurt am Main. "Ablenkung ist inzwischen eine der größten Verkehrsgefährdungen und Unfallursachen, die wir registrieren."

Dobrindt will Bußgelder anheben

Der ADAC schätzt, dass jeder zehnte Unfall, bei dem ein Mensch zu Schaden kommt, durch Ablenkung ausgelöst wird. Bei einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern auch nur eine Sekunde unachtsam zu sein, heiße, 27 Meter im Blindflug zurückzulegen. Eine aktuelle Studie aus den USA kommt zu dem Ergebnis, dass das Telefonieren am Steuer und vor allem das Lesen und Schreiben von Texten das Unfallrisiko um fast das Vierfache erhöht.

Die Straßenverkehrsordnung, die in Paragraf 23 bislang nur Handy-Telefonate ausdrücklich verbietet, soll deshalb der technischen Entwicklung angepasst werden: Wer während der Fahrt ein Tablet in die Hand nimmt und im Internet surft oder Textnachrichten schreibt, muss künftig mit den gleichen Konsequenzen rechnen wie Autofahrer, die ohne Freisprechanlage telefonieren. Das soll auch dann gelten, wenn der Fahrer das Tablet als Navigationsgerät nutzt und sich zu lange vom Straßenverkehr ablenken lässt. Darüber hinaus will Dobrindt auch die Bußgelder anheben: Statt 60 Euro drohen künftig 100 Euro - in schwereren Fällen sogar 200 Euro und ein einmonatiges Fahrverbot.

ADAC plädiert für verbesserte Aufklärung

Der ADAC befürwortet die Ausweitung auf Tablets und E-Books, zweifelt aber, ob höhere Bußgelder der richtige Weg sind. "Denn was nutzen höhere Bußgeldsätze, wenn nicht auch mehr Kontrollen stattfinden?", fragt Andreas Hölzel vom Automobilclub. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) findet Dobrindts Vorhaben richtig, räumt aber ebenfalls ein: "Trotz der Verschärfung wird die Polizei nicht in der Lage sein, das Handyverbot durchzusetzen." Für flächendeckende Kontrollen habe die Polizei einfach nicht genug Personal, erklärte ein GdP-Sprecher.

Der Verkehrspsychologe Karl-Friedrich Voss spricht von einem "Schnellschuss" und zweifelt grundsätzlich am Sinn solcher Verbote: "Wenn die Einsicht fehlt, haben sie keinen Sinn." Deshalb werben sowohl der ADAC als auch die Polizeigewerkschaft für eine verbesserte Aufklärung. Bei der GdP wünscht man sich dafür sogar die Rückkehr des TV-Klassikers "Der 7. Sinn".

Die Ratgebersendung, die jahrzehntelang über das richtige Verhalten im Straßenverkehr informiert hatte, war im Jahr 2005 eingestellt worden.

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