Heißer und erheblich trockener

3.12.2012, 00:00 Uhr
Heißer und erheblich trockener

© Roland Huber

Zwar ist mit letzter Sicherheit nicht nachzuweisen, dass die Ereignisse im Einzelfall tatsächlich durch den Klimawandel hervorgerufen wurden. Aber viele Forscher sind sich heute einig, dass die globale Erwärmung Wetterextreme deutlich wahrscheinlicher macht.

 Noch scheinen Brasiliens Norden mit der schwersten Trockenheit seit 50 Jahren und Kanadas wärmster Sommer seit dem Beginn statistischer Aufzeichnungen weit weg zu sein. Doch der Klimawandel ist auch in Bayern angekommen. Das legen Studien nahe, die gerade veröffentlicht wurden.

Daten einzelner Landkreise

Die regionale Entwicklung des Klimas in Deutschland beschreiben ganz aktuell Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Sie haben am Wochenende ein Internetportal (www.klimafolgenonline.com) freigeschaltet, mit dessen Hilfe sich sogar die Daten einzelner Landkreise abrufen lassen. Anhand dieser Szenarien wird der Klimawandel fassbar.

Die Forscher wollten nicht nur Klimadaten für die Zukunft liefern, sondern auch die Folgen der Klimaveränderungen aufzeigen. Heruntergebrochen auf den regionalen Maßstab ergeben sich daraus Folgerungen für Landwirtschaft, Wasserhaushalt oder auch für den Tourismus.

Für die hiesige Region bietet der Klimawandel keinen Anlass zu Frohsinn. Wie in anderen Landesteilen rutscht etwa die Wasserbilanz dick ins Minus, Wälder leiden unter der Trockenheit und die Mais-Erträge gehen zurück.

Kritisch sind die Verluste der sogenannten klimatischen Wasserbilanz. Gerät diese Differenz von Regenfällen und Verdunstung unter null, sind die Pflanzen von Dürre bedroht. Vergleicht man nun für den Landkreis Erlangen-Höchstadt die 1980er Jahre mit der Dekade von 2021 bis 2030, so liegt dieser Wert laut der Potsdamer Prognose bei minus 56,6 und für den Raum Ansbach sogar bei minus 94,2.

Nach diesen Berechnungsmodellen erfasst die Trockenheit im Jahrzehnt von 2041 bis 2050 große Teile Frankens. In Gegenden, wo Trinkwasser gewonnen wird, nimmt die Neubildung von Grundwasser ab. Dennoch steigt in vielen Regionen besonders im Frühjahr die Hochwassergefahr, weil es häufiger Starkregen geben wird.

Der Flickenteppich des Klimawandels, den das Potsdamer Institut vorlegt, ermöglicht auch Vergleiche von einzelnen Landkreisen. So lässt sich online ablesen, dass sich die Menschen im Nürnberger Land bis 2020 auf jährlich 27,5 Badetage freuen dürfen, die Erlanger aber mit durchschnittlich 19,3 Badetagen vorlieb nehmen müssen.

Derweil haben Experten des Landesamts für Umwelt (LfU) zehn Klimaprojektionen für den Freistaat erarbeitet (www.lfu.bayern.de/wasser/klima_wandel/index.htm). Diese orientieren sich an Flusseinzugsgebieten in Bayern. Die Region Regnitz umfasst dabei ein 7520 Quadratkilometer großes Gebiet, das vom Steigerwald im Westen bis zur Frankenalb im Osten reicht.

Die Studie zeigt, dass es im Regnitz-Gebiet schon heute deutlich wärmer und trockener als im Landesdurchschnitt ist. Während die mittlere Jahrestemperatur bayernweit 7,8 Grad beträgt, liegt sie in der Region bei 8,2 Grad Celsius. Hier gibt es auch weniger Tage mit Frost und Eis, dafür mehr heiße Sommertage.

Mehr Hitzetage

Dieser Trend einer andauernden Erwärmung wird sich laut LfU-Klimaprognose fortsetzen. In der Regnitz-Region soll die Jahresmitteltemperatur für den Zeitraum von 2021 bis 2050 um mehr als ein Grad weiter ansteigen — bei einer Bandbreite von plus 0,8 bis plus 1,9 Grad Celsius. Im Sommer erwarten die Experten mehr Hitzetage mit Werten von über 30 Grad, dazu sehr viel mehr und längere Trockenphasen. Im Winter hingegen rechnen sie mit mehr Niederschlägen.

Welche Auswirkungen die Veränderungen etwa auf den Wasserhaushalt der bayerischen Flüsse oder auf die Wälder durch die Verlängerung der Vegetationsperioden haben, ist noch längst nicht untersucht. „Die Klimamodelle werden ständig weiterentwickelt“, schreibt das Landesamt für Umwelt.

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