In Franken ist das Glück daheim

18.10.2016, 20:14 Uhr
Nicht nur am Tiergärtnertorplatz in Nürnberg, auch im Rest von Franken kann man gut lachen und froh sein.

© Stefan Hippel Nicht nur am Tiergärtnertorplatz in Nürnberg, auch im Rest von Franken kann man gut lachen und froh sein.

Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet die Franken nach den Schleswig-Holsteinern die glücklichsten Deutschen sind? Sagt man Franken und Friesen doch nach, sie seien in sich gekehrt und ein bisschen mürrisch. Beharrlich hat sich Franken von Platz 13 im Jahr 2013 über die Plätze neun und fünf nach vorne gekämpft. Auf einer Skala von 0 bis 10 (sehr glücklich) landen sie aktuell bei 7,22 Punkten. Schleswig-Holstein auf Platz eins liegt mit 7,41 Punkten nur wenig höher – immerhin zum vierten Mal in Folge. Diese Einstufung beruht darauf, wie die Befragten ihr Glück selbst einschätzen. Fest machen die Autoren der Studie, Bernd Raffelhüschen, Professor an der Universität Freiburg und Reinhard Schlinkert vom dimap-Institut, dieses übergeordnete Lebensglück an den Sub-Kriterien Zufriedenheit mit der Wohnung und Freizeit, der Arbeit, der Gesundheit und dem Einkommen.

Hoher Lohn macht zufrieden

In fast all diesen Bereichen sind die Franken glücklicher als der bundesdeutsche Durchschnitt. Nur mit ihrer Gesundheit sind sie unzufriedener als der Rest Deutschlands. Die Autoren der Studie sehen die Gründe für das fränkische Glück unter anderem im hohen Lohnniveau und einer niedrigen Arbeitslosenquote — beides Faktoren für ein glückliches Leben. Viel wichtiger aber seien gelingende soziale Beziehungen, sagt Karlheinz Ruckriegel, der an der TH Nürnberg zu Glück forscht, sonst müssten die materiell noch besser gestellten Südbayern schließlich auch glücklicher sein. Diese werden in der Studie getrennt betrachtet und landen mit 7,17 Punkten nur auf Platz acht in Deutschland.

Franken und Friesen sind bodenständig und heimatverbunden und legten Wert auf Familie, Partnerschaft und Freundschaft. „Hier dauert es zwar etwas länger, bis man mit Menschen in Kontakt kommt, aber wenn man es geschafft hat, dann sind diese Beziehungen belastbar“, sagt Ruckriegel. Auch die guten Wohnverhältnisse sieht er als Grund für fränkische Zufriedenheit. „Hier ist die Landschaft schön und Wohnen noch bezahlbar“, sagt er, anders als oft im Süden.

Insgesamt bewegt sich das Glück der Regionen Deutschlands in einer Marge von 7,41 bis 6,77 Punkten, die Differenzen sind oft nur marginal. Einen deutlichen Unterschied aber gibt es. Die Westdeutschen sind mit 7,16 Punkten etwas glücklicher geworden, die Ostdeutschen mit 6,88 Punkten etwas unglücklicher. Damit hat sich der Abstand zwischen West und Ost von 0,15 auf 0,28 Punkte vergrößert. Zur Wende 1991 allerdings klaffte die Lücke im deutschen Glück mit 1,3 Punkten wesentlich größer. Den Grund für die geringere Zufriedenheit im Osten sieht Ruckriegel vor allem darin, dass die Arbeitslosenquote dort höher ist „Wenn man Angst um seinen Job hat, ist man nicht glücklich.“

In diesem Jahr wollten die Forscher zudem herausfinden, wie kulturelle Vielfalt und Lebenszufriedenheit zusammenhängen. Das Ergebnis: Menschen, die besonders zufrieden sind, sind auch besonders tolerant. 38 Prozent der „besonders toleranten“ Menschen geben die höchsten Zufriedenheitswerte an. In der weniger toleranten Gruppe, gaben das nur 16 Prozent an. Insgesamt ist diese Gruppe mit 15 Prozent aber relativ klein.

Osten weniger tolerant

Auch hier zeigt sich ein Ost-West-Unterschied. 58 Prozent der Befragten aus dem Osten beurteilten das Zusammenleben der Kulturen als weniger gut, im Westen waren das nur 35 Prozent. Ruckriegel erklärt sich das so: „Wer nicht so offen und tolerant ist, der betrachtet den Zuzug von Flüchtlingen oft negativ. Dadurch bekommt die Zufriedenheit einen Dämpfer. Im Osten haben die Menschen den Zuzug von Gastarbeitern nicht erlebt und sind deshalb vielleicht noch immer reservierter.“

Trotz allem sind die Deutschen mit 7,11 Punkten insgesamt so glücklich wie seit 2001 nicht mehr. Ruckriegels Glücks-Rezept ist einfach: „Sich um Beziehungen und die Gesundheit kümmern und das tun, was einen erfüllt.“

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