Kein Platz für Tracht im Bundestag?

12.9.2014, 20:12 Uhr
Dorothee Bärs (CSU) Kleidungsstil behagt den Grünen nicht wirklich.

© Peter Kneffel (dpa) Dorothee Bärs (CSU) Kleidungsstil behagt den Grünen nicht wirklich.

Rainer Brüderle weiß, dass man am besten nicht über die Tracht redet – und wer sie gut ausfüllen könnte. Marga Beckstein musste lernen, dass die Frau des bayerischen Ministerpräsidenten zu entsprechenden Anlässen im Dirndl zu erscheinen hat. Und die Grünen meinen, Verkehrsstaatssekretärin Dorothee Bär soll sich hinter die Ohren schreiben, dass man zu gewissen Anlässen gerade nicht in Tracht aufkreuzen soll.

CSU-Frau Bär saß diese Woche im rosa Dirndl auf der Regierungsbank im Deutschen Bundestag und sah ziemlich züchtig aus. Sylvia Kotting-Uhl, Karlsruher GrünenAbgeordnete störte sich an dem Gewand und mäkelte auf Twitter: „Bayern bleibt Bayern.“ Bär fragte, ob die Grünen ein Dirndlverbot planten. Antwort: „Nein, ist ok. Die Bayern finden’s passend, der Rest der Welt rückständig.“

Kultursnobismus auf Bayerns Kosten? Kaum originell. Witzchen über den vermeintlich zurückgebliebenen Freistaat gehören nördlich des Maines fast schon zur Folklore. Von den Grünen, die sich sonst so für Minderheiten einsetzen, könnte man aber erwarten, dass sie den paar Bayern, besonders den Bayerinnen, in Berlin ihr Herz öffnen.

Apropos Kleidung im Parlament: Klopfen sich die Grünen nicht immer noch für die revolutionäre Tat auf die Schulter, einst einen – deutlich drahtigeren – Joschka Fischer als „Minister in Turnschuhen“ in Hessens Landtag entsandt zu haben?

Auch mit Kopftuch und Burka fremdeln nur wenige Grüne, am Christopher Street Day beklatschen sie Lack und Leder. Aber ein bayerisches Festgewand soll rückständig sein? Der bodenständige Sepp Daxenberger hätte die fränkische Dirndlträgerin Dorothee Bär sicher in Schutz genommen.

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