Kleine Auszeit für die First Lady

16.1.2013, 00:00 Uhr

Die Zeit drängt. Und diesmal wird sogar der Bundespräsident ungeduldig. „Komm jetzt, Daniela“, sagt Joachim Gauck zu seiner Lebensgefährtin und holt sie aus dem Büro.

Es ist die letzte Station ihres Besuchs in Nürnberg. Bei der städtischen Koordinierungsstelle „Schlau“, die jungen Menschen den Übergang von der Schule in das Berufsleben erleichtert, waren sie bei einem Beratungsgespräch mit einer Jugendlichen dabei. Am Ende kann sich Daniela Schadt nicht trennen. Sie hat eine Frage, dann noch eine, noch eine und noch eine. „Es war doch gerade so spannend“, sagt sie. Und Neugier gehörte schließlich über Jahrzehnte zu ihrem Beruf als Redakteurin bei der Nürnberger Zeitung.

Jetzt aber gibt es ein Protokoll. Besuche des Bundespräsidenten, an denen sie als „First Lady“ teilnimmt, sind im Minutentakt durchgeplant. „Daran habe ich mich bis heute nicht gewöhnt“, sagt sie. Doch schimpfen will sie auf diesen Teil ihres neuen Lebens nicht, im Gegenteil. „Das ist schon auch zu etwas gut“, meint Daniela Schadt und übt im nächsten Atemzug augenzwinkernde Selbstkritik: Ohne die detaillierten Ablaufpläne würde sie durchaus Gefahr laufen, offizielle Termine zeitlich komplett aus dem Ruder laufen zu lassen.

Besuch bei den Kollegen

Kleine Freiheiten kann sie sich aber natürlich trotzdem nehmen. Gerade bei ihrem ersten offiziellen Besuch in Nürnberg, wo die gebürtige Hanauerin über Jahrzehnte gelebt hat. Während Joachim Gauck im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge weilt, lässt sie sich in die Nürnberger Marienstraße fahren, um den alten Kollegen von der Nürnberger Zeitung einen Überraschungsbesuch abzustatten und an der Redaktionskonferenz teilzunehmen. Mehr aber geht nicht.

Ein Rundgang durch die Altstadt, wo sie zuletzt eine Wohnung in der Nähe der Egidienkirche bewohnt hat, ist nicht möglich. Ebenso wenig wie ein Besuch bei ihrem „kleinen Bäcker um die Ecke“, um sich ihr Nürnberger Lieblingsbrot zu kaufen. Bei aller Nostalgie fühlt sich Schadt aber alles andere als unwohl in ihrer neuen Rolle. Schon gar nicht bei dem Heimspiel in Nürnberg.

Wo auch immer sie hinkommt, geht sie, wie zu den Zeiten als Politik-Chefin ihrer Zeitung, offen und heiter auf die Menschen zu, scherzt mit den Vorständen der Bundesagentur für Arbeit genau so wie mit Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly. Von Nervosität ist bei ihr nichts zu spüren, stattdessen strahlt Schadt eine lockere Selbstverständlichkeit aus, für die sie schon vor ein paar Tagen beim Neujahrsempfang im Schloss Bellevue von den Gästen bewundert wurde. Und dazu gehören bei ihr natürlich eigene Überzeugungen und gelebte Neugier — auch wenn die dann manchmal das Protokoll ein wenig durcheinander bringen.Eine Bildergalerie finden Sie unter www.nn-online.de

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