Kommentar: Ein Mann glaubt fest an Griechenland

22.2.2017, 20:43 Uhr
Kommentar: Ein Mann glaubt fest an Griechenland

© Stephen Morrison (dpa)

Klaus Regling glaubt, dass das bis über beide Ohren verschuldete Griechenland bald finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen kann. Der 66-Jährige, der gerade erst für weitere fünf Jahre an der Spitze des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) bestätigt wurde, hat entweder Mut machende Informationen, die dem Rest der Finanzwelt unbekannt sind, oder einfach nur ein unerschütterliches Gottvertrauen. Hoffen wir auf Ersteres.

Der schwierige EU-Partner Griechenland hängt seit sieben Jahren am Tropf internationaler Geldgeber. Ohne die Hilfe wäre das Land längst aus dem Euro geflogen, sagt selbst Regling. Das seit zwei Jahren in Athen regierende neokommunistische Syriza-Bündnis zeigt, gelinde gesagt, wenig Elan, die von den Geldgebern geforderten Reformen umzusetzen. Unionspolitiker wünschen sich deswegen schon seit langem mehr Peitsche statt dauerndem Zuckerbrot. Und der Internationale Währungsfonds IWF ist drauf und dran, sich aus der Griechenlandrettung zurückzuziehen, weil er dem schlechten Geld kein gutes mehr hinterherwerfen möchte.

Doch Klaus Regling glaubt an die Trendwende – und das binnen anderthalb Jahren. So schlecht laufe es ja gar nicht, meint der Volkswirt, schließlich sei etwa das Haushaltsdefizit von über 15 auf ein Prozent gesunken. Auch wenn sie arg optimistisch klingen, sollte man sich mit Reglings Ausführungen befassen: Der Lübecker war lange Jahre für den IWF und das Bundesfinanzministerium tätig. Mit dem CSU-Minister Theo Waigel soll er gut gekonnt haben. Für die bürgerliche Koalition gestaltete er maßgeblich die Maastricht-Verträge mit, verließ aber fluchtartig das Haus, als Oskar Lafontaine Finanzminister wurde. An Instinkt scheint es dem ESM-Chef also nicht zu mangeln.

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