"Menschenunwürdig": Das erleben Flüchtlinge in der Region

13.7.2018, 05:58 Uhr
Die Umstände in den Flüchtlingsunterkünften seien "menschenunwürdig", beschweren sich die Bewohner. Unser Symbolbild zeigt das Asylheim in der Lappacher Straße in Höchstadt.

© Edgar Pfrogner Die Umstände in den Flüchtlingsunterkünften seien "menschenunwürdig", beschweren sich die Bewohner. Unser Symbolbild zeigt das Asylheim in der Lappacher Straße in Höchstadt.

Hoffnung hat er kaum noch. Dabei war die alles, was er hatte, als David aus Nigeria flüchtete. "Eigentlich sollte ich nun mit Hoffnung in die Zukunft blicken", immerhin ist er seit neun Monaten in Deutschland, dem Land, in dem er sich ein neues Leben aufbauen wollte. "Aber es ist frustrierend und inhuman."

Der 39-Jährige ist im Ankerzentrum Bamberg untergebracht. "Ich werde dort wie ein Gefangener gehalten", sagt der Asylbewerber mit gesenkter Stimme auf Englisch. Täglich erlebe er Unterdrückung, Isolation, Abschiebung. Er darf nicht die Stadt verlassen, nicht arbeiten oder zur Schule gehen. Manch anderer schläft lieber wie ein Obdachloser draußen, als in der Unterkunft zu bleiben.

Die Umstände machen krank

Die menschenunwürdigen Umstände mache viele krank, so David. Es sind Schicksale wie diese, die die Teilnehmer des fränkischen Asylgipfels wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken möchten. Der Gipfel, der am 9. Juni unter anderem von der Evangelischen Jugend Nürnberg und dem Bayerischen Flüchtlingsrat organisiert wurde, half Flüchtlingsinitiativen dabei, sich noch enger zu vernetzen. Herausgekommen ist eine Resolution, die Forderungen an Spitzenpolitiker formuliert.

Zum Beispiel das Ende von "überhasteten Abschiebungen", die oft rechtswidrig seien, und die Rückkehr zur dezentralen Unterbringung und damit die Auflösung von "unwürdigen" Ankerzentren. Das dreiseitige Papier haben etwa 85 Helferkreise und fast 260 Einzelpersonen unterschrieben. Adressiert unter anderem an Ministerpräsident Markus Söder, Bundesinnenminister Horst Seehofer, Kanzlerin Angela Merkel. Sie erhalten die Resolution per Post und E-Mail.

Zeichen für mehr Menschlichkeit

Es ist ein Zeichen für mehr Menschlichkeit in der Debatte. Die Politik, wie sie die CSU gerade betreibe, sei menschenunwürdig – wenn Söder etwa von "Asyltourismus" spreche. Das mache jahrelange Integrationsarbeit kaputt, regt sich Riccardo Schreck vom Netzwerk Bildung und Asyl Bamberg auf. "Das ist, als würde man allen Flüchtlingen und Ehrenamtlichen ins Gesicht spucken!" "Wir fordern eine Politik, die an uns interessiert ist, an den Menschen", erklärt Monika Hopp von der Evangelischen Jugend Nürnberg. "Und keine Politik, die nur an bloßem Materialismus und Nationalismus orientiert ist."

Schreck erklärt weiter: "Wir leben in einer Welt, in der viele unsichtbar bleiben, obwohl wir in Europa die ganze Zeit über sie reden." Die meisten wissen kaum etwas über das Schicksal der Flüchtlinge und was die Politik mit ihnen anrichte. "Die Dramatik der Situation ist enorm." So verstießen die Aufnahmeeinrichtungen gegen Menschenrechte – ob sie nun Transit- oder Ankerzentrum heißen. "Eine Internierung von Geflüchteten in Ankerzentren", heißt es in der Resolution, ziele bewusst auf Abschottung und fördere rassistische Tendenzen der Gesellschaft.

"Es ist eine Art Aussortierung von Menschen." Es nehme den Betroffenen alle Würde und humanitären Grundfreiheiten. Das Recht auf Bildung und professionelle Unterstützung für ein gerechtes Asylverfahren werde ihnen verwehrt. Schließlich erhalten selbst Flüchtlingshelfer nur eingeschränkt Zugang zu der Einrichtung. "Wir erfahren recht wenig, was da hinter verschlossenen Türen vor sich geht", sagt Hopp.

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